Was für ein Ritt! Da biegt man einmal falsch ab und landet in der tiefsten Pampa auf irgendwelchen Eselpfaden über Stock und Stein, den Regen im Nacken… offroad in den Anden, mit unserem 450 kg Geschoss unterm Hintern und ner Bremse, die schlapp macht. Dabei fing alles so harmlos an…

Erstmal freuen wir uns wie Bolle, dass wir einigermaßen geschmeidig aus der Stadt rauskommen. Beim ersten Blick auf Google Maps waren wir nämlich erstmal geschockt: die Hauptverkehrsader raus aus Medellin ist nämlich sonntags gesperrt! Schön für die Anwohner, blöd für uns, denn nun müssen wir uns über irgendwelche Nebenstraßen auskämpfen… das kann ja heiter werden!

Wird’s aber nicht, wir haben Glück. Der Verkehr fließt und es sind anscheinend auch gar nicht so viele unterwegs.
Irgendwo haben die auf einmal einen ganzen Straßenabschnitt stadteinwärts gesperrt. Zum Glück nicht unsere Richtung. Hier ist alles unterwegs, was ohne Motor mobil Spaziergänger, Jogger, Radfahrer… eine riesige große Straßenparty an der wir da vorbeifahren.
Als wir aus der Stadt raus sind und uns noch durch einige Vororte gekämpft haben… der ein oder andere nervige Busstinker war dann doch noch dabei, wird’s endlich schön:

Kurven, einigermaßen wenig Schlaglöcher, freie Fahrt… so kann’s weitergehen!


Tut es aber nicht…

Unser Garmin schickt uns nach rechts auf einen Schotterweg. Kein Ding, wir denken uns nix dabei, schließlich wollen wir ja Nebenstraßen fahren. Wenn da mal ein bisschen Schotter dabei ist.. so what! Außerdem kommen uns hier auch noch ein paar Autos entgegen…

Aber die Straße wird immer schmaler, holperiger und einsamer.
Straße kann man das auch echt nicht mehr nennen. Feldweg vielleicht…
Es geht hoch und runter, rechts, links, durch riesige Kuhlen, spitze Steine und leider immer wieder sehr steil bergab…
Wir kommen durch ein verschlafenes Nest, eine Handvoll Häuser mitten im nichts… hier wohnen tatsächlich Leute… unfassbar… und die schauen uns an, als wären wir vom Mars…

Landschaftlich ist das hier echt der Hammer aber zum Fahren ne Katastrophe, zumindest mit unserem schweren Beast! Hauptsache der Weg bleibt trocken, wenn jetzt noch Regen kommt, na dann Prost Mahlzeit! Aber der Regen ist erst für 16h angesagt, bleibt noch ein wenig Luft…
Irgendwann kommt uns ein Moped entgegen, schön klein und leicht… ja der kann hier flott durchleiden. Er gestikuliert und schüttelt den Kopf… da wo wir lang wollen geht’s nicht weiter!


Auch das noch, jetzt müssen wir die ganze Scheiße wieder zurückfahren 🙈!

Also steige ich ab, André dreht, ich wieder rauf und weiter geht’s.
Irgendwann erreichen wir die Stelle an der wir falsch abgebogen sind. So, dann muss ja jetzt mal irgendwann ne vernünftige Schotterstraße kommen!
Denkste! Es geht immer so weiter und wird immer schlimmer… , immer steiler, teilweise matschig mit blöden Spurrillen. Stellenweise haben sie hier auch diese elendigen Betonspuren hingegossen. Das ist das schlimmste! Für Autos ja vielleicht nett, aber für Zweiräder… der absolute Albtraum! Besonders diese hier: rechts und links geht’s steil runter und André balanciert die BMW wie auf nem Drahtseil dazwischen. Einmal nicht aufgepasst und wir hängen mit dem Moped in der Luft… Bloß nicht!
Zu allem Überfluss stellt André fest, dass die Hinterradbremse nicht mehr greift. Richtig Scheiße!


Unser ABS ist eh defekt und jetzt auch noch die Hinterradbremse…
… das bedeutet, wir können nur noch mit der Vorderradbremse bremsen und das mit 450kg Gewicht und steil bergab.
Wenn’s jetzt noch glitschiger wird, dann ist das nur eine Frage der Zeit, das wir uns auf die Nase legen!

Tja gerade davon gesprochen und schon ist‘s passiert!
Das Beast lügt auf der Seite! Das Vorderrad hat beim Bremsen blockiert, steil bergab und matschig, dann ist das Raf weggerutscht und platsch!

Schöner Misst! Krieg die schwere Karre jetzt erst mal wieder hoch!? Vor allem bergab!?Sobald wir die hoch haben sollten, rutscht die ja sofort wieder weg…


André findet einen großen Stein. Der wird erstmal unters Vorderrad gelegt und dann stemmen wir das Beast gemeinsam hoch, bzw. André stemmt, ich ziehe. Irgendwie klappt das, zum Glück!
Aber zu früh gefreut!
Wegen der defekten Bremse, rutscht André die BMW keine 5 Meter weiter wieder weg und sie liegt erneut auf der Seite. Dieses Mal leider im Schlamm und auf der falschen Seite… mit der Technik von eben bekommen wir sie hier so nicht hoch. Scheiße!
Da liegt das Ding nun im Schlamm, mitten im Dschungel, es ist megaschwül und die Suppe läuft uns nur so aus dem Motorradklamotten. Fuck!


Irgendwoher hört man Musik. Den Berg runter und dann wieder ein Stück rauf steht ne Hütte. Da kommt die Musik her. Ich renn den Berg runter und ruf hoch. Tatsächlich! Es bewegt sich was. Eine Frau kommt um die Ecke und scheint sogar zu verstehen, was ich in meinem begrenzten Spanisch von mir gebe. Sie haut wieder ab und dann kommt ein Typ. Ich wiederholt mein Sprüchlein, er fragt ob wir ok sind. Ja, aber das Moped nicht. Er krabbelt den Hang hinunter und wir stapfen gemeinsam zu André hinauf.
Zu dritt bekommen wir es mit der Technik von eben hin. Die beiden stemmen, ich ziehe und muss gleichzeitig die fucking Vorderradbremse halten, sonst haut und die Karre gleich wieder ab. Das Beast wiegt gefühlt ne Tonne! 🥵
Aber… die BMW steht wieder auf den Rädern. Jetzt müssen wir das Ding nur irgendwie die Matschpartie runterbekommen.
Der Typ meint, bremsen! Haha! Wie erklärt man dem nun, dass gerade das nicht so wirklich funktioniert 🙈🤪.
Naja, die Technik ist dann folgende: André lässt sich vorsichtig runterrollen und bremst mit der Vorderradbremse, ich ziehe hinten, damit er bei dem Abhang nicht zu viel Speed bekommt.
Nach ner gefühlten Ewigkeit sind wir den Matschhang runter. Schweißgebadet…
… und wie geht das jetzt weiter? Der Typ meint, geht schon. Mal weniger steil, mal mehr, aber dauert noch bis zur Straße. Na toll!
Naja, eine wirkliche Wahl haben wir ja nicht. Zurück ist definitiv keine Option…
Also weiter und für mich erstmal zu Fuß…


Richtig fiese Matschstellen kamen zum Glück nicht mehr, dafür noch andere Überraschungen…




… nichts, was wir nicht hinkriegen würden 😉. Hauptsache keine Matsche und steil runter.


Da der Weg allerdings wirklich nicht besser wird, bedeutet das für mich, das ich das meiste zu Fuß laufe. Weniger Gewicht auf dem Beast und einfacher für André zu bremsen…


Allerdings ist diese Art der Fortbewegung sehr mühsam und echt langwierig. Uns sitzt ein bisschen die Zeit im Nacken. Wir müssen aus diesem Scheiß echt raus sein bevor es anfängt zu regnen. Dann wird’s nämlich echt nicht lustig…

Als ich schon denke, dass das hier nie endet ist sie plötzlich da… die Straße und Asphalt!

Halleluja! Ich hätte nie gedacht, dass man eine asphaltierte Straße so feiern kann…

Ab jetzt geht’s recht flott weiter. André feiert die Straße und wir wedeln in sanften Kurven bergab. Irgendwann zieht wie durch ein Wunder auch die Hinterradbremse wieder. Na schön, das müssen wir nochmal recherchieren, was da los war…




Zwischendurch eine kurze Rast. Zu Essen gibt’s hier nichts, auch keinen Kaffee… also begnügen wir uns mit ner Tüte Chips und Cola… Energie tanken.


… und dann erreichen wir Jardin und die Finca Carrizales… tatsächlich bevor es anfängt zu regnen, wär hätte das gedacht!

Wir haben kaum ausgepackt, da fängt es an zu schütten wie aus Kübeln. Es regnet die ganze Nacht… damit ist klar… hier werden wir zwei Nächte bleiben, denn der nächste Streckenabschnitt ist ein Offroadpass, von Jardin nach Riosucio… und den wollen wir nicht bei nasser Fahrbahn fahren…