Offroad über die Berge von Jardin nach Riosucio

Wir starten früh… heute liegen einige Kilometer vor uns. Da sich das Wetter ganz gut gehalten hat werden wir die direkte Strecke nach Salento nehmen, d.h. wir nehmen die dirtroad nach Riosucio.

Direkte Strecke heißt in diesem Fall nicht wirklich schneller. Die Straße von Jardin nach Riosucio, das sind 53 km offroad quer über die Berge. Laut Google braucht man 2 1/2 Stunden, kann aber schnell mal mehr werden, je nach Zustand… Angeblich eine einfache Offroadstrecke, wo auch Busse langfahren… na, wir werden sehen. auf jeden Fall erwarten wir, dass es nicht so schlammig ist… hat ja schließlich nicht geregnet letzte Nacht.

Erstmal geht’s aber von der Finca Carrizales den Berg runter in den kleinen Ort Jardin.

Jardin ist wirklich ein sehr schöner kleiner Ort, schmale Straßen, ein schöner Hauptplatz, um den herum sich das Leben abspielt. Leute sitzen am Straßenrand und trinken Kaffee, der Gemüsewagen hält vor dem Minimarkt und lädt seine Ware aus, zwei Omas stehen am Straßenrand und diskutieren. Super gechillt.

Eigentlich wollten wir hier kurz parken, die wirklich eindrucksvolle Kirche anschauen und einen Kaffee trinken, aber als André unser Koloss am Marktplatz abstellen will werden wir sofort angemault… ja, ist klar, hier ist Parkverbot (wie so oft an diesen Plätzen) .. aber für nen Kaffee… Das ist schon schräg in diesem Land, was den Straßenverkehr betrifft hat man das Gefühl, dass man sich grundsätzlich an keine Regeln hält, aber beim Parken machen sie einen Aufrisss… 🙈🤪. Der Typ gestikuliert rum… andere Seite, Motorradparkplatz… Als wir dahinfahren ist er natürlich mal wieder, bzw. die paar Plätze, die frei sind, sind so eng, da kommt unser Schlachtschiff nicht zwischen. Also kein Kaffee…

… sondern direkt auf die Piste…

Die Fahrt lässt sich ganz gut an. Straße kann man diesen Weg zwar auch nicht nennen, aber da es tatsächlich trocken ist kommen wir gut voran.

Die Straße schraubt sich Kilometer für Kilometer, Kurve an Kurve auf ca. 3000 Meter hoch. Plötzlich sind wir mitten in und dann über den Wolken,

… nur wir, der Dschungel und ein paar Vögel…

Hier oben ist keine Menschenseele… liegenbleiben willste hier nicht…

Irgendwo taucht wie as dem Nichts ein Typ auf. Er trägt irgendwelche Nationalpark-Klamotten… das ist ja auch ein Job … stehste hier irgendwo im Nirgendwo alleine an so ner Dirtroad rum 🙈.

Aber der anderen Seite führt die Strecke wieder hinunter. Es geht über eine Hochebene, raus aus dem Dschungel. Rechts und links Weiden… und taucht tatsächlich ein Restaurant auf… Mitten im Nichts.

Eine willkommene Abwechslung und genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir können ne Pause und nen Kaffee gut gebrauchen…

Es ist total idyllisch und irgendwie ein Feeling wie in nem Western…

Von außen sieht das Gasthaus total unspektakulär und irgendwie verlassen aus. Keine Menschenseele ist hier unterwegs. Ein paar Hühner rennen aufgeregt um unser Motorrad herum. Irgendwo bellt der obligatorische Hund. Ein langes flaches Gebäude, zum Schutz vor Sonne und Regen verläuft an der gesamten Vorderseite eine Veranda. Fehlt nur der Pferdeanbindebalken…

Wir steigen ab und schauen neugierig ins Innere… nen Kaffee wird’s da wohl geben.

Drinnen herrscht geschäftiges Treiben. Eine große offene Küche, an der Wand hängen unzählige Töpfe in diversen Größen. Eine Frau klappert mit Geschirr, eine andere formt aus einer hellen Teigmasse irgendwelche bananenförmige Teile und wirft sie ins brodelnde Fett. Es duftet nach Essen und Kaffee.

Im vorderen Bereich stehen mehrere verwaiste Tische, rechts in der Ecke sitzt ein Mädel und knabbert an einer dieser Teigtaschen herum. Ein Typ schlürft herein, bestellt irgendwas und schmeißt sich auf den freien Stuhl an dem Tisch des Mädels.

Wir tun es dem Typ nach, bestellen Kaffee und Empanadas. Die liegen da auf der Arbeitsfläche und wir wissen, was es ist. Die Frau nickt und antwortet mit einem Schwall spanischer Worte, dass mir der Kopf schwirrt… irgendwas mit Köse… ja nehmen wir… Empanadas mit Köse, sin carne! Erfolgreich bestellt lasse ich mich samt Helm und allem Gelumpe auf einen Stuhl fallen. André sucht die Toilette…

Irgendwann bringt uns eine Frau den Kaffee… interessanterweise in Schalen, wie bei nem Milchkaffee. Ich dachte erst, die bringt uns Suppe 🙈. Der Kaffee ist ein bisschen süß, so machen die das hier in einfachen Restaurants oft, aber man kann ihn trinken. Die Empanadas schmecken hervorragend, allerdings ist der Käse gewöhnungsbedürftig. Ich dachte ja, der wäre in der Empanada, stattdessen liegt eine weiße Kugel daneben. Schaut ein bisschen wie ein Mozarella aus, schmeckt aber komplett anders und irgendwie komisch…

Nach dem Imbiss geht’s frischgestärkt weiter. Mal sehen, wie lange die Hoppelei durchs Nirgendwo noch dauert.

Es zieht sich dann doch noch ganz schön und die „Straße“ wird auch eher schlechter als besser. Immer wieder müssen wir fetten Gesteinsbrocken ausweichen oder vorsichtig durch ausgewaschene Kuhlen fahren. Kaum vorstellbar, dass die hier tatsächlich mit dem Bus durchfahren! Aber irgendwie müssen die paar people die hier leben ja von A nach B transportiert werden.

Immer wieder kommen wir an kleinen Höfen, eher Hütten vorbei und hoffen, dass dies ein Anzeichen für die näher rückende Asphaltstraße bei Riosucio ist… aber es zieht sich… außer ein paar Cowboys auf ihren Pferden weit und breit nichts in Sicht.

… und wie so oft schon: Wenn man denkt, man müsste den Rest seines Lebens auf einer ausgenudelten dirtroad verbringen, ist sie plötzlich da… die Asphaltstraße!

… und was für ne feine! Die hier scheint mistneu zu sein. Ein wahre Freude!

Im Handumdrehen sind wir in Riosucio und anschließend über die Autopista in Salento!

Gerade rechtzeitig, bevor es anfängt zu regnen! 😅

… super Bett mit „Aussicht“ aber wie üblich ein bisschen kurz 🤪

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