Day off mit Pferden: Finca Akila in Filandia

Wir erreichen Filandia am frühen Nachmittag. Ein beschaulicher, dennoch quirliger kleiner Ort mitten im sogenannten Kaffeedreieck von Kolumbien.

Da uns Dan von der Finca Akila geschrieben hat, dass er noch mit einer Reitgruppe unterwegs ist, suchen wir uns hier ein Plätzchen für ne Kaffeepause.

… eine Runde um den wuseligen Markplatz gedreht und wir finden tatsächlich einen Parkplatz für unser Beast, bisschen abschüssig zwar, aber das Ding steht.

Direkt um die Ecke lockt ein kleines Café zum draußen sitzen,

Kaffee trinken, Seele baumeln lassen… schauen und Atmosphäre schnuppern.

… ein Traum von einem Kuchen.., Käse mit Brombeeren… ein wahres Geschmackswunder!

Dieser Ort hat uns vom ersten Moment. Filandia hat alles das, was ich von Salento erwartet hatte: bunten Häuser, Kopfsteinpflasterstraßen und traditionelle Paisa-Architektur. Der große Unterschied zu Salento. Hier wird gelebt.

Wir sitzen an dem großen Hauptplatz, trinken Kaffee und essen diesen ganz wunderbaren Käsekuchen…

… um uns herum das pure Leben.

Aus dem gegenüberliegenden Eckhaus schallt laute folkloristische Musik, Kindergesang … im Centro Cultural üben Kinder, tanzen, singen und lachen.

Um den Platz herum haben sie lauter bunte Büdchen aufgebaut. Hier wird alles mögliche verkauft, von der reinen Fressbude bis Kunsthandwerk. Ein bisschen wie Weihnachtsmarkt im Hochsommer.

Die Cafés und Restaurants rund um den Platz sind gut besucht: Familien treffen sich zum späten Mittagessen, Omas quatschen beim Kaffee, alte Herren sitzen schweigsam und gucken.

Nach dem Kaffee haben wir noch etwas Zeit und schlendern ein bisschen rum.

Die Kirche am Hauptplatz ist besonders schön. Als wir hineingehen bin ich von der Deckengestaltung überrascht, wie überwältigt. Diese vielen Muster in unterschiedlichen Blautönen sind einfach total krass. Sie sieht ein ganz bisschen aus wie die Decke in dem Café, in dem wir gestern in Salento saßen, nur viel aufwändiger. Das ist diese berühmte Paisa-Architektur, aber vom Feinsten.

Noch einmal schnell über den Platz geflitzt zum Geldautomaten auf der anderen Seite. Wir haben Glück, hier kann man als Höchstbetrag 2.000000 rausholen. Der in Salento war irgendwie „out of money“ und gab uns nur 600000. Das sind hier Geldbündel, mit denen man herumläuft… unangenehm 🥴, aber da in den meisten Fällen Bargeld lacht, bleibt uns nix anderes übrig.

Auf jeden Fall auch mal ne Erfahrung plötzlich Millionär zu sein… auch wenns Nix wert ist. 1000 COP sind nämlich ungerecht etwa 25 Cent….

Mit frisch aufgefüllten Bargeldreserven geht’s wieder auf‘s Moped und Richtung La India.

La India ist ein kleines Nest, etwa 8 km von Filandia entfernt. Dort ist die Finca Akila.

Dort werden wir für zwei Nächte umsatteln, es geht nämlich aufs Pferd…

Die Finca Akila von Dan und Kristell ist ein absoluter Traum. An einem Hang gelegen, sitzen wir auf der wunderschönen überdachten Terrasse und blicken hinunter ins Tal. Unter uns weiden Kühe und Pferde am Hang, Vögel fliegen von Baum zu Baum, ein paar Hunde bellen in der Ferne.

Der Blick schweift über das Tal hinüber zum nächsten Hügel, auf dem eine weitere kleine Finca steht und weiter…

Es ist ein traumhaft schöner und lauschiger Abend, die untergehende Sonne taucht alles in ein unwirkliches mystisches Licht. Wolkenfetzen liegen wie ein leichter Dunst über dem Meer aus unterschiedlichem Grün, dass sich unter uns ausbreitet.

Hinten am Horizont türmen sich die Berge auf, fast unwirklich in einem gräulich roten Schleier von den Sonnenstrahlen. Erst beim genaueren Betrachten wird klar, das dies Berge sind und keine sich auftürmenden Wolken.

Der Blick geht langsam wieder zurück, bleibt an den sich leicht im Wind wiegendem riesigen Bambuswald hängen, der die Weide der Tiere umgibt und auch zur Finca Akila gehört. Was für ein paradiesisches Fleckchen Erde!

Dan und Kristell haben hier echt ganze Arbeit geleistet und ein kleines Paradies erschaffen. Die kleine Finca ist komplett aus Bambus gebaut, aus dem Bambus, der da unten im Tal wächst. Große dicke und stabile Stämme, zu einer Fachwerkkonstruktion zusammengesetzt und Stück für Stück erweitert. Vor sechs Jahren, als die beiden anfingen war hier so gut wie nichts. Ein kleines verwinkeltes Häuschen, mit wenig Fenstern, dafür vielen Wänden. Davon ist nicht mehr viel übrig, das Häuschen wurde entkernt und ist jetzt unterer Wohnbereich und Küche.

Wir wohnen oben in dem Zimmer direkt neben der Dachterrasse. Ein schöner großer Raum mit einem kleinen Balkon, Hängematte und … absolutes Highlight… einer Dusche, bei der man die großen Fensterläden aufklappen kann und das Gefühl hat draußen zu duschen… hoch oben über dem Tal!

Wir fühlen uns sofort wie zu Hause! Dan und Kristell sind toll! Es fühlt sich an, als wenn man bei Freunden zuhause ist.

Dan hat heute leider richtig Pech gehabt. Er war grad noch auf einer Reittour, dann platzte auf dem Rückweg vom Stall der Reiten seines Motorrades. Als wir mit unserer Fuhre ankamen, stand er da und war gerade auf dem Sprung mit einem Nachbarn ins Dorf zu fahren, um einen anderen Reifen zu holen. Trotzdem begleitet er uns zuerst zur Finca, zeigt uns alles und verschwindet dann flux, um das Reifenproblem zu lösen. Zwischendurch besorgt er uns noch kaltes Bier. Bei der Aktion fliegt ihm dann noch die Kette des Mopeds um die Ohren, was für ein Tag!

Jetzt sitzt er hier trotzdem mit Kristell und uns bei einem gemeinsamen Abendessen und erzählt und lacht. Nach dem Essen wird er sich halt um die Kette kümmern… immer auf Achse und Kristell auch, die steht immer mitten in der Nacht für ihren online-Job auf 🙈.

Ein wunderbares Essen hat sie da hingezaubert. Eine Art Auflauf, mit Blätterteig und viel Gemüse und ein bisschen Hackfleisch. Endlich mal nicht das obligatorische frittierte Essen! Herrlich!

Am nächsten Tag klingelt um 7:30 der Wecker. Ich brauche den nicht, ich bin eh schon wach und genieße die Aussicht vom Bett. Wir haben unter dem Moskitonetz erstaunlich gut geschlafen, dank der herrlichen Ruhe und frischen Luft, da wir die Türen auflassen konnten. Ich hatte schon Angst, dass wir uns in dem Teil komplett einwickeln, aber es ließ sich ganz gut unter der Matratze befestigen und so hatte man darunter ganz gut Platz… ein bisschen Zeltfeeling 😉

Zum Frühstück gibt es leckeres Obst, Pancake und Spiegelei, danach haben wir noch ein bisschen Zeit zum chillen und um 10 Uhr geht’s auf die Pferde.

Erstmal muss dass passende Pferd für jeden gefunden werden. Da wir beide blutige Anfänger sind, habe ich doch ein wenig Respekt vor den großen Tieren, wie sie da auf einmal auf uns warten. Zum Glück sind wir nur eine kleine Gruppe, außer uns reitet noch ein Mädel aus Holland mit, bei der es auch schon eine Ewigkeit her ist, dass sie auf dem Pferd saß… wir saßen noch nie auf nem Pferd, nur auf nem Pony im Zirkus als Kind 🙈.

Dan hatte für mich eigentlich das braune Pferd vorgesehen, Balcón, ein Hengst, der aber seinen eigenen Kopf hat. André sollte die größere Cappuccina nehmen… aber wie das manchmal so ist, der gute Balcón fand mich wahrscheinlich doof, auf jeden Fall hörte der gar nicht auf meine Kommandos, da konnte ich mit dem Zügel wedeln, wie ich wollte …

… und so saß ich schließlich auf Cappuccina und André auf Balcón…

Jokefoto… der Motorradhelm war dann doch zu unbequem und wurde gegen den Reithelm getauscht 🤣

Zu Beginn fühlte es sich echt komisch an auf dem Pferd zu sitzen und Cappuccina ist so hoch 😳. Aber sie ist auch superlieb und wir haben uns ziemlich schnell verstanden. Ein leichtes Zucken am Zügel und sie trabt in die richtige Richtung. Allerdings ist sie eine sehr gemütliche Dame und ich muss sie ständig antreiben, dass sie beim laufen nicht einpennt 🙈.

… unser kleiner Trupp macht sich auf den Weg.

Am Anfang geht’s ganz schön steil bergab, da hatte ich mit der armen Cappuccina echt Mitleid, aber sie stapft tapfer und vorsichtig den Berg hinunter und ich seh zu, dass ich oben bleibe …

Es geht durch Bambuswälder, an Feldern vorbei und irgendwann kommen wir an einen kleinen Fluss. Weil der Zugang über die Wiese durch ein Tor versperrt ist müssen die Pferde außen entlang geführt werden. Das ist ein bisschen tricky, da es ganz schön eng und steil ist, deshalb heißt es erstmal runter vom Pferd!

Etwas weiter wird das Flussufer breiter und wir steigen wieder auf.

Jetzt geht’s rein ins kühle Nass!

Wir reiten mit den Pferden mitten ins Flussbett und durch den Fluss. Die Tiere stapfen durchs Wasser und ich bin echt erstaunt, wie trittsicher sie über die unterschiedlich großen Steine laufen.

Es ist einfach fantastisch und macht einen tierischen Spaß. Es geht durch den Fluss, am anderen Ufer wieder hinaus und durch den Dschungel.

Dan reitet vorweg und schlägt mit einer Machete hier und da den Weg frei. Die Pferde schreiten unerschrocken durch das dichte Grün und ich weiche dem einen oder anderen Ast aus.

Auf einer kleinen Lichtung machen wir Pause. Normalerweise kann man hier noch den Fluss weiter hinaufreiten. Leider ist beim letzten Regen aber ein ganzes Stück Erdhang hinuntergestürzt und macht den Weg jetzt schwer passierbar und gefährlich… insbesondere für unerfahrene Reiter.

Also kehren wir an dieser Stelle um und kehren zur Einstiegsstelle zurück. Hätte ich nicht gewusst, dass es derselbe Weg ist, hätte ich auch denken können, es sei ein anderer Weg. Einfach an anderen Stellen aus dem Fluss raus und ins Dickicht und schon erkennt man nichts mehr wieder…

Irgendwann erreichen wir die Straße wieder und es geht weiter. Einen kleinen Hügel hinauf und durch eine Siedlung. Die Leute sitzen vor den Türen und schauen. Die Hufe der Pferde klappern auf dem Weg.

Wir reiten zu einer anderen Finca. Dan hat da noch ein paar Tiere stehen und die Besitzerin kocht für seine Reitgruppen: Lunchtime!

Die Pferde wissen auch genau, was los ist. Plötzlich fällt sogar meine bequeme Cappuccina in Laufschritt.

Schau mal einer an, wenn sie will, kann sie doch schneller laufen 😉!

Wir sind da, sitzen ab und die Pferde kommen erstmal auf die Koppel. Wasser trinken, grasen… und wir gehen hinüber zur Finca und essen zu Mittag. Lecker! 😋

Nach dem Essen noch ein bisschen quatschen, Kaffee trinken und dann geht’s weiter…

Auf dem Rückweg kommen wir an einem kleinen Verkaufsstand vorbei und kaufen Bier… Hm Biertrinken und Reiten? Ist das ok? So ne dämliche Frage kann glaube ich nur ner Deutschen in den Kopf kommen… hier interessiert es kein Schwein und ob das ok ist werden wir ja gleich sehen…

Wohl gemerkt! Wenn man links das Bier hält und rechts die Zügel fehlt definitiv ne dritte Hand, um sich irgendwo festzuhalten, aber irgendwie kriegen wir das hin und unser Trupp zuckelt nach Hause.

Die Pferde wissen den Weg zum Stall 😉!

… und dann überwältigt uns dieses wunderbare Land wieder einmal mit einem Naturspektakel…

Zuerst ein wunderschöner Sonnenuntergang, dann verdunkelt sich der Himmel und ein Sturm kommt auf…

Allerdings haben wir Glück, denn er zieht an der Finca vorbei während wir mit Kristell zu Abend essen… sie hat ein unfassbar leckeres Curry gezaubert… Dan ist erst bei den Pferden und dann beim Nachbarn, einer seiner Angestellten, der feiert heute seinen 30. Geburtstag…

Tja und dann müssen wir schon wieder Abschied nehmen… ein weiterer Ort, an dem wir gerne länger geblieben wären und der sich in unser Herz gebrannt hat!

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