Day off mit Walen auf See – mit der Fähre auf der Inside Passage von Prince Rupert nach Port Hardy

5.August

Um 4:15 klingelt der Wecker… das war eine kurze Nacht ?… schnelle Katzenwäsche, dann wird das Motorrad für die Fährüberfahrt gepackt. Die große Herausforderung: Wir wollen nicht den ganzen Tag mit den Motorradklamotten auf dem Schiff herumlaufen – immerhin 15 Stunden! Also müssen unsere Motorradsachen, Hosen, Jacken, Stiefel noch irgendwie auf dem Motorrad untergebracht werden – wenigstens für die kurze Fahrt zur Fähre… Naja, wir haben unsere große Packtasche vom Flug. Da passt alles hinein, das ist klar, aber bekommen wir die auch noch aufs bike?

Klappt ?? wird nur lustig, wenn ich dahinter klettere … aber ich bin ja gelenkig ?

Im dicken Nebel von Prince Rupert geht es los. Hoffentlich finden wir bei der Suppe überhaupt den Hafen ?.

Am Hafen sind wir um 5:30 – passend zur Verladung. Die Motorräder werden alle in eine Extraschlange gepackt und netterweise dürfen sie dann zuerst an Bord…

wir sind die ersten, die an Bord fahren. Sehr cool ???!

Im Bauch des Schiffes geht dann erst einmal das Geparke los. Alle müssen richtig stehen, das Motorrad wird mit Spanngurten festgezurrt, damit bei der Fahrt nichts umkippt.

Das kennen wir schon vom Autozug, alles easy also. Sachen geschnappt und ab nach oben.

Wir sind die ersten Passagiere an Bord – freie Platzwahl ?!

Irgendwann sind alle an Bord. Die Fähre legt pünktlich um 7:30 Uhr ab. Vorbei geht es am Containerhafen, einem riesigen Containerschiff aus China und einem wartenden Frachtzug … ewig lang und voll beladen mit Containern.

Dann wird es einsam: nur noch Regenwald im Nebel…

Da es noch früh ist schlafen wir erst noch ein bisschen – Man sieht eh noch nicht viel und Zeit ist genug, wir werden Port Hardy erst heute Abend um 23:30 erreichen…

Um 9:30 werde ich mit Genickstarre wieder wach ??? – nicht gerade bequem, diese Schlafsessel! Nächstes Mal lege ich mich auf den Boden! Draußen hat sich die Aussicht verändert:

Es ist herrlich! Die Sonne scheint und rechts und links gleitet der unberührte Regenwald am Schiff vorbei.

Gefrühstückt wird im Bordrestaurant. Die Auswahl ist gut und die Preise sind echt ok. Aber eigentlich ist das Ticket ja schon teuer genug, da muss man das Catering nicht auch noch so teuer machen.

Wir gehen an Deck und genießen die Aussicht.

Nach einer Weile kommt eine Durchsage des Kapitäns: Er hat drei Wale gesehen. Auf der linken Seite des Bootes. Hey, wir haben Glück! Das ist unsere Seite! Da sind sie schon! Schwimmen in gemütlichen Schwüngen durchs Wasser. Einer bläst sogar Wasser … Wir können sie gut beobachten, nur das Filmen gestaltet sich als etwas schwierig. Naja, das kennen wir schon von den Bären….

Irgendwann werden wir müde. Dieses Mal schlauer, suchen wir uns eine Bank, auf der man sich ein bisschen ausstrecken kann. Ganz schön bequem! Das Handy läd‘ auf und ich schlummre weg.

Wach werde ich weil mir irgendwann kalt wird – blöde Klimaanlage ? – und dann kommt wieder eine Durchsage des Kapitäns: Wale gesichtet!

Verschlafen schlüpfe ich in meine Schuhe und husche nach draußen. Gerade als ich über die Reeling schaue springen zwei Orcas blitzschnell neben dem Schiff aus dem Wasser. Das läuft ja wie ein Länderspiel!

Nach mehreren Stunden Fahrt laufen wir den Hafen der Insel Bella Bella an. Anscheinend werden hier einige Reisende hinzukommen. Das Spektakel des Anlegens ist eine willkommene Abwechslung…

Aber das dauert ??? verglichen mit griechischen Fähren betreiben die hier einen irrsinnigen Aufwand. Alleine schon die Prozedur des Anlegen ist eine Wissenschaft für sich – alles schön langsam und in Ruhe ?. In der Zeit hätte die griechische Fähre schon aufgeladen und wieder abgelegt ? … und wir haben jetzt mal gerade die Leinen angebunden und ewig langsam wird dir Klappe rausgefahren.

Was passiert jetzt? Jetzt kommen die mit irgendwelchen Sicherheitsseilen, damit bloß keiner vorbeifährt und packen extra angefertigte Klötze in die Löcher der Autorampe, damit bloß keiner in die Löcher tritt … wie süß… in Griechenland biste selbst Schuld, wenn du mit deinen Badelatschen drin hängenbleibst.

Tja, aber so ein Prozedere dauert und dauert… noch immer ist noch kein Auto runtergefahren! Endlich kommt ein Minitufftuff – Auto mit Anhängern… Nee, ne! Die verladen tatsächlich das Gepäck der Fußgänger auf so Minicontainer und fahren die dann rauf und runter ??! Na, dann kann das ja noch dauern, bis wir weiterfahren…

Irgendwann geht es weiter, André hat dich nochmal hingelegt und ich gehe nach draußen auf das Sonnendeck. Es ist superschön oben, warm, die Sonne knallt regelrecht auf mich hinunter. Ich setzte mich in die Sonne und schreibe ein bisschen am Blog.

Plötzlich wird es um mich unruhig.

Ich sehe auf und genau in diesem Moment springt ein riesiger Buckelwal direkt vor meiner Nase aus dem Wasser! Der absolute Hammer! Ich kann mein Glück kaum fassen, total surreal! Genau so etwas wollte ich immer live sehen – und wir haben schon so oft Whale – Watching – Touren gebucht… aber bisher hatten wir nie das Glück, dass einer springt. Das ist super selten. Die Wale machen das nur just for fun – und jetzt genau vor meiner Nase (und ich ? konnte es nicht fotografieren, weil alles so plötzlich und schnell passierte ?) und André hat auch nix mitbekommen, weil der ja wahrscheinlich immer noch pennt ??!

Die Show geht weiter,

der Kapitän bemerkt, man solle die Augen aufhalten, da wären mehrere Buckelwale unterwegs. Tatsächlich, das Meer ist voll davon. Immer wieder sieht man an verschiedenen Stellen Fontänen aufsteigen und Walrücken durch die Wellen gleiten. Aber alle sind weiter draußen, mit meinem Handy brauche ich gar nicht zu versuchen diesen Moment festzuhalten.

Ich mache mich auf den Weg zum unteren Deck! André wecken! Das geht ja nicht, dass der hier alles verpennt…

An der Treppe kommt er mir schon ganz aufgeregt entgegen… ob ich den Wal gesehen hätte!? Och, hatte er gar nicht mehr geschlafen?

Er war davon wach geworden, dass ein Typ mit einem Monsterobjektiv vor der Kamera an ihm vorbei rannte. André auf Socken hinterher und dann hat er den Wal live gesehen, wie er erst am Schiff vorbei geschwommen ist und dann aus dem Wasser sprang. Mit hochrotem Kopf hat er alles gefilmt, der Typ mit dem Monsterobjektiv direkt neben ihm am fotografieren…

Es macht nur klick klick klick …

und die beiden sind schwerbegeistert über den Shot des Lebens. André macht noch Witze, dass er ja leider nur so ein Babyobjektiv hat. Dann rennt der Typ weiter und André stellt fest, dass er zwar gefilmt aber vergessen hatte auch den Aufnahmebutton zu drücken ???????

So ein Mist, da haben wir beide getrennt voneinander den genialsten Walmoment ever gehabt und waren zu blöde, es festzuhalten ???!

Später treffen wir nochmal den Typ mit dem Monsterobjektiv und tauschen Kontaktdaten aus. Hoffentlich hält er sein Versprechen und schickt uns die Fotos, die er gemacht hat von unserem ? !

… er hat uns die Fotos tatsächlich geschickt! ??? ganz lieben Dank dafür an Colin aus Comox Valley (Vancouver Island)!

Die Fahrt geht weiter, es wird Abend. Von einer Minute zur anderen ist plötzlich dicker Nebel da. Ein wabernde Suppe, man sieht nichts mehr. Ziemlich ungemütlich und auch ein bisschen unheimlich. Die Fähre fährt durch das Nichts, dass sich immer weiter auszubreiten scheint. Hin und wieder hört man das Nebelhorn… wir werden müde und schlafen noch ein bisschen.

Spät abends kommt die Durchsage, dass wir Port Hardy erreicht haben. Draußen empfängt uns der kalte Nebel und tiefe Dunkelheit…

Upps – damit haben wir nicht gerechnet!

Die letzten zwei Wochen ist die Sonne gefühlt nie untergegangen. Wenn doch für ein paar Stunden, war es trotzdem noch immer einigermaßen hell.

Hier ist Nacht! Tiefschwarz und Nebel.

Na, das kann ja heiter werden. Wir sind mit dem Motorrad noch nie im Dunkeln gefahren… das stellen wir gerade mit Schrecken fest, den die Scheinwerfer zeigen irgendwo Richtung Mond, aber nicht auf die Straße ??. Das Navi geht auch nicht – wir haben noch keine Offlinekarte von Vancouver Island heruntergeladen. Na, herzlichen Glückwunsch! Und Straßenbeleuchtung wird eigentlich auch total überbewertet – hier gibt’s gar keine ?!

Also los, rauf aufs bike und ab durch die kalte Suppe zum nächsten Hotel. Irgendwo muss es ja WIFI geben um 23:45… ???

Wir werden schließlich fündig, laden unsere Offlinekarten herunter und dann kann es losgehen – durch die tiefschwarze nebelige Nacht, 45 Minuten im Schneckentempo über die unbeleuchteten Straßen. Durch dichten Wald – bisschen spooky – hat mal wieder etwas von Twilight… war doch hier die Ecke, wo die Vampire wohnen oder ???

Schließlich sind wir da … und wir finden auch unser AirBnB. Zum Glück haben die alle Lichter angeschaltet, sonst wären wir wahrscheinlich vorbeigefahren. Totmüde aber hapoy stolpern wir in unsere wirklich schöne und ziemlich geräumige Ferienwohnung. Wir werden bestimmt gut schlafen ?.