Trostpflaster – Tour vom 24. bis 30. Juli 2020
Kurzentschlossen satteln wir unsere Afrika Twin und machen uns auf den Weg: Einfach mal raus in die Alpen. Wenn schon nicht die Rockies, dann doch das Pendant dazu in Europa ?. Corona verändert halt alles…
Was macht man, wenn einem die Urlaubspläne durch Corona und das Einreiseverbot in die USA vermasselt wurden und es dennoch in den Fingern juckt, die Seele danach schreit, das Motorrad unterm Hintern und die Straße unter den Rädern zu spüren? … und wir einfach mal raus müssen, nach dem ganzen eingesperrt sein …?
Wir schlucken unseren Frust herunter und erinnern uns daran, dass es ja in Europa auch tolle Motorradstrecken gibt: Kurven, Berge, Sonne -schließlich haben wir vor unserer Panamericanareise schon einige tolle Touren gemacht: die Alpen sind zwar nicht um die Ecke aber dennoch fast vor der Haustür; wenn man sich erst einmal auf den Weg gemacht hat… und unsere Africa Twin steht vor der Tür und scharrt mit den Hufen ?.
Also googeln wir nach einer schnelle Möglichkeit dorthin zu gelangen. Das Zeitfenster ist nicht besonders groß; wir haben nur eine Woche Urlaub und keiner weiß, wie lange der derzeitige „Coronafrieden“ andauert…
Das Motto heißt: mitnehmen, was geht! Alpen – wir kommen!
Die Autoreisezüge fahren wieder, zwar etwas eingeschränkt durch die Coronaauflagen, aber wir können uns dennoch einen Platz ergattern: Düsseldorf – Innsbruck hin und zurück; leider nur im normalen Sitzabteil (mal sehen, wie das wird – mit Maske und ohne Liegewagen ?) um auf alles vorbereitet zu sein, packen wir unsere Isomatten mit ein – vielleicht kann man auch auf dem Gang pennen…

Schon auf dem Weg nach Düsseldorf fühlt sich alles wieder gut an; die Sonne scheint und unsere Africa Twin schnurrt wie ein Kätzchen…

Bei der Ankunft in Düsseldorf wissen wir – auch diese Autozugfahrt wird wieder eine besondere werden!
Auf dem Bahnsteig ein wenig Verwirrung: Maske auf ja oder nein? Sind wir allein im Abteil oder nicht? Wo ist unser Abteil überhaupt? Naja, nachdem wir es endlich gefunden haben, die erste Ernüchterung: Nahezu jedes Abteil an dem wir vorbeigingen war lediglich mit zwei Personen belegt nur an unserem Abteil und dem Abteil direkt nebenan stehen fünf – !!!!? – Reservierungen … Hallo? Voll belegt und dass zu Coronazeiten? Na toll! Das kann ja heiter werden…
Nach dem ersten Schock verstauen wir unseren Kram und machen uns auf die Suche nach einem Supermarkt… Verpflegung besorgen… und Bier ?… Genau dort treffen wir Heike und Volkmar, an der Quelle, vor dem Bierkühlschrank… ein flotter Spruch und das Eis ist gebrochen; die Beiden sind mir der Harley unterwegs – auch Richtung Innsbruck und sie sind in dem anderen voll belegten Abteil (Glückspilze halt ? ? ? ?) genau neben unserem… passt!
Wir treffen uns in ihrem Abteil, der Zug setzt sich in Bewegung und wir checken die Lage: Ein paar Stationen weiter ist absehbar, dass einige der Reservierungen scheinbar nicht wahrgenommen werden. Coronaglück? Heike und Volkmar haben Glück, die reservierten Plätze in ihrem Abteil bleiben frei – bei uns sieht es leider nicht so toll aus. Ein junges Pärchen zieht mit ein… auch nicht besonders begeistert, dass sie das Abteil mit uns teilen sollen. Das Nachbarabteil ist immer noch, trotz Reservierung, unbesetzt – sind die Leute auch nicht gekommen? André schnappt sich ´ne Bierdose und spielt besoffener Motorradfahrer, der eingeschlafen ist – weitere Stationen, Leute steigen zu – zu André will keiner ? ??!
Damit haben auch wir uns ein Abteil für uns gekapert ? und ab da wird’s lustig: Wein, Bier, Nüsse, Schoki … eine lange lustige Autozugfahrt mit neuen Freunden…

… geschlafen haben wir nicht wirklich lange, aber dank der mitgebrachten Isomatten hervorragend – besser als im Liegewagen ?.


Abladen – ein kurzer Schockmoment, weil André den Mopedschlüssel nicht finden kann – dann geht’s los:
Wir fahren noch ein Stück mit Heike und Volkmar zusammen und suchen uns ein kleines Café zum Frühstücken, danach heißt es Abschied nehmen und WhatsApp austauschen – wir wollen in Kontakt bleiben, vielleicht treffen wir uns in den nächsten Tagen auf einer Tour wieder.
… und dann hat uns die Straße wieder. Einfach mal raus…endlich!!! ?
Es geht über den Brenner Richtung Bozen … irgendwann biegen wir ab in die Berge…
Kurze Mittagspause im Irgendwo …
… weiter geht’s… Richtung Jauffenpass (2094m).

… irgendwann wird es warm. Wir kommen ins Tal: Meran, Bozen… Es wird unerträglich heiß. Dann geht es durch Bozen hindurch und wieder in die Berge; enge Straßen, Weinberge, sehr enge Kurven… und endlich sind wir da: Gasthof Bad St. Isidor – ein Kleinod in den Bergen über Bozen…
Das kleine Familienhotel Bad St. Isidor ist echt der Hammer! Mitten in den Bergen über Bozen gelegen mit einer superschönen Aussicht vom Berg hinunter auf die Berge auf der anderen Seite des Tales. Die Gastwirte sind supernett und verwöhnen uns mit super leckeren Gerichten. Wenn wir wollten, könnten wir uns in der hauseigenen gut sortierten Bar einmal querbeet durchs Sortiment trinken… machen wir natürlich nicht, wir bleiben bei Wein und Bier – schließlich wollen wir in erster Linie Motorrad fahren und die Gegend erkunden… ?

Gut essen, ?, entspannen, noch ein bisschen die Gegend erkunden; nach einer ruhigen Nacht in der Früh schwimmen… herrlich!
Da es heute besonders heiß werden soll entschließen wir uns nach dem Frühstück, dass wir heute wandern wollen. Also rein in die Jeans und rauf auf den Bock und ab ins Tal: Durch Bozen durch zur Talstation der Seilbahn; kurz Klamotten wechseln (kurze Hose, Jacke weg – wir schließen alles in die Seitenkoffer, die Helme baumeln außen am Moped) und rein in die Seilbahn: Mit der Seilbahn wollen wir hoch auf die gegenüberliegende Seite der Berge: in die Sommerfrische von Oberbozen; der Hitze im Talkessel entfliehen!

Oben angekommen machen wir uns auf einen kleinen Rundwanderweg zu den Erdpyramiden, vorbei an süßen Lamas durch Wald und Wiesen:


… sieht fast aus wie in den USA… die Erdpyramiden von Bozen…


… sehr cool ?!
Am nächsten Morgen geht es wieder auf den Bock, heute machen wir die große Dolomitenrunde: Karersee – Canazei – Sellapass – Grödner Joch – Passo Campolongo – Passo Pordoi – Karerpass

Zwischenstop am Karersee… so klar!


Dolomitenfeeling pur – der Sellapass (2700m): Kurven, Berge, ☀️ – aber alleine sind wir hier definitiv nicht ? ? ? ? ? ?
Alles, was Räder hat ist auf dieser Straße unterwegs… Ein bisschen anders, als im Oktober, wenn wir normalerweise in den Alpen unterwegs waren: Damals freuten wir uns, überhaupt eine Menschenseele zu treffen. Heute sind wir froh, wenn wir nicht im Stau stehen ?.


Kaffeepause am Karerpass…
… und dann sind wir wieder in Bad St. Isidor…
Bei bestem Sonnenschein geht es am nächsten Tag eine Runde um Bozen herum. wir fahren durchs Tal nach Lana, dort haben wir uns mit Heike und Volkmar in der Eisdiele Inge verabredet.
Es ist brüllend heiß ?.
Die Eisdiele Inge ist ein schönes Fleckchen Erde – nur leider geschlossen ? wird nix mit dem entspannten abchillen im Schatten bei Eis und Kaffee – stattdessen rennen hier ein paar Hühner um unser Motorrad herum ?.
Naja – wir fahren ein Stück weiter und finden die Konditorei Flora, dort kann man auch ganz schön sitzen und Eis haben sie auch ?.
Nach der Erfrischung und Päuschen mit Heike und Volkmar trennen sich unsere Wege wieder… die Beiden fahren ihn Richtung Sarntal, wir wollen noch einmal hoch bin die Berge; in der Hoffnung, dass es da kühler ist und ein paar Kurven hat, bevor wir wieder ins Hotel fahren…

Letzter Abend… morgen geht es wieder Richtung Heimat…

Wir starten nach dem Frühstück: Erst einmal durch die Berge hinunter ins Tal nach Bozen,
danach auf der anderen Seite durch mehrere Tunnels in Richtung Sarntal…
Dann geht es nochmal kurvig in die Höhe: Wir erklimmen das Penser Joch (2211m) … ein Landschaft wie im Auenland …


… wieder abwärts ins Tal, dem Brenner und Österreich entgegen..
Einfahrt bei Sonnenschein in Innsbruck,
jetzt noch was Essen, Moped verladen und auf ein wenig belegtes Abteil hoffen… ✊?✊?✊?

Yes! ?? wir haben Glück! ? ein Abteil für uns ?!
…und dann sind wir nach einer sehr angenehmen Nacht auf unseren Isomatten schön ausgeschlafen wieder in Düsseldorf! Das war doch mal ein schönes Trostpflaster!!!
