Es geht früh los, wir wollen vor der großen Stauwelle und Hitze aus L.A. raus sein… wir wollen heute bis zum Joshua Tree Nationalpark fahren.

Mit einem ziemlich unguten Gefühl fahren wir um 7:45 los. Es werden jetzt schon ein paar Staus anzeigt und die Sonne brennt unerbittlich auf uns herab. In den Bergen hinter L.A. haben sie heute Temperaturen bis 115 Grad Fahrenheit angesagt… Wir hoffen, dass wir es schaffen vor dem heftigen Temperaturanstieg durch zu sein.

Aber jetzt sind es schon 90°F😳.
Wir fahren Richtung Osten, immer der Sonne entgegen. Schöne 💩! Die Sonne blendet fürchterlich und macht das Fahren zur Tortur. Hinzu kommt der zunehmende Verkehr auf den Megahighways rund um Los Angeles…
Meine Güte! Hört diese Stadt denn gar nicht auf? Wir sind gefühlt eine Stunde unterwegs und immer noch in einem Moloch von Häusern , Straßen, Autos und Gestank. Irgendwie verändert sich gar nichts… die Stadt scheint nicht enden zu wollen.


Das einzige, was sich verändert, stetig😠 … das ist die Temperatur!

Die klettert immer weiter nach oben, schön beständig und ohne Gnade… 90°Fahrenheit…93°, 95°, … 98°. Es dauert nicht lang und wir haben die 100° erreicht. Das sind fast 38° Celsius!!!🥵

… und immer wieder staut es sich und wir müssen Stop and Go fahren. Bei den Temperaturen 🙈.

Die Fahrt wird zum Spießrutenlauf … und das dicke Ende kommt eigentlich noch 🙈!
Endlich erreichen wir das Zwischenziel unserer Etappe: das Be Happy Café & Juice Bar.
Irgendwo hinter Riverside im Moreno Valley gibt es dieses Café, dass wir bei Google gefunden und zum Zwischenstopp erklärt haben.
Ein kleiner Laden in einem Einkaufszentrum, der vor allem dadurch besticht, dass er in etwa auf der Hälfte der Strecke liegt und ein wenig Abwechslung in die amerikanische Frühstückslandschaft bringt, denn hier gibt es Bowls, Smoothies, Juices und Oatmeals in den unterschiedlichsten Varianten. Höchst erfrischend und gesund!
Aber zunächst einmal fahren wir völlig verschwitzt und mit matschiger Birne vor und stellen mit Entsetzen fest, dass der Laden verdächtig dunkel ist.
Es ist ganz ruhig hier. Ich setze den Helm ab und ein heißer Wind bläst mir um die Nase. Kein Mensch ist auf der Straße, der Wind wirbelt ein bisschen Staub auf und bläst ihn in Richtung der einsam dastehenden Metallstühle im Außenbereich des Cafés. Fast ein bisschen, wie in einem alten Western, nur dass unser Pferd zwei Räder hat…
Das normalerweise bunt blinkende OPEN – Schild ist tot.
Misst. Ich steige ab und gehe zur Tür des Ladens. Im Fenster ein Schild mit den Öffnungszeiten: täglich 7am bis 9…
What? Es ist 9:30! Wie kann man nur so viel Pech haben? Misst!
Eine Frau kommt von irgendwoher und steht ebenfalls fassungslos vor der verschlossenen Tür… , nachdem wir uns mit ihr über die dämlichen Öffnungszeiten aufgeregt haben, zockelt sie wieder ab. André googelt nach einer Alternative, ich kriege nen Anfall, mir ist warm!
Wie kann man denn nur 2 Stunden am Tag geöffnet haben? Das muss man sich aber auch leisten können! … und im Internet steht was ganz anderes. Ich lese fassungslos noch einmal die Öffnungszeiten… 7am bis 9pm… 9pm? Dann müsste doch auf sein!
Ein energisches Rütteln an der Tür und sie gibt mit einem Ruck nach! 🙈🙈🙈 Es ist auf, nur das dämliche Schild kaputt und die Tür klemmt 😅😅😅!
Florentina rennt schnell der Frau hinterher um sie zu informieren und wir betreten erleichtert das kühle Café.

Frühstück gerettet!



Beim Frühstück besprechen wir, dass es eventuell manchmal sinnvoll ist nicht im Konvoi zu bleiben. Gerade wenn der Verkehr sehr dicht ist, wäre es für uns leichter, ein bisschen flexibler zu sein und auch mal schnell die Fahrbahn wechseln zu können ohne auf die Mädels im Auto achten zu müssen und die folgende Streckenführung ist relativ simpel. Wir bleiben auf der 10 und irgendwann geht’s dann links auf die 62 Richtung Yucca Valley und Twentynine Palms.
Also gleichen die Adresse und Navigation zu unserem Ziel ab und fahren weiter.
Länger als 1 1/2 Stunden sollte die Fahrt eigentlich nicht mehr dauern. Zum Glück, es ist jetzt schon unerträglich heiß geworden!

Die Fahrt ist wie erwartet öde und heiß.
Wir fahren durch in die Wüste.
Es geht durch trockenes staubiges Land. Teilweise sind die Felder am Straßenrand schwarz… Überbleibsel eines Brandes…
Immer mehr oder weniger geradeaus. An einem See vorbei, der in der Trockenheit aber auch irgendwie trostlos wirkt.

André bemerkt, dass er vergessen hat, sein Halstuch umzubinden. Jetzt brennt ihm die Sonne direkt in den Nacken. Wir halten an und das Auto mit unsere „Crew“ zieht vorbei… Naja, war ja so abgemacht. Hätten aber auch mal nachfragen können, ob alles ok ist…
Wir fahren weiter und das Thermometer klettert unaufhaltsam weiter.
Bald erreichen wir 105 Grad und das Handy, mit dem wir navigieren, schaltet auf Nachtmodus… oh oh, das hatten wir schon einmal! Hoffentlich hält das Handy durch und geht nicht komplett aus! …
… und hoffentlich hält die BMW durch! Der Motor strahlt eine derartige Hitze ab, dass es André fast die Beine verbrennt.

… bei 110 Grad Fahrenheit fällt das Telefon komplett aus. Tot… da geht nichts mehr.
Na prima! Wenn wir jetzt liegenbleiben, dann erreichen wir die Mädels nicht. Dann sind wir komplett auf uns allein gestellt und die Hilfe von vorbeifahrenden Autos angewiesen. So wie sonst auch bisher auf unserer Reise ohne Begleitung, nur dass wir jetzt derbe schlecht ausgestattet sind: All unsere Campingsachen sind im Auto, ebenso die Wasservorräte.
Wir haben nur einen Liter Wasser im Seitenkoffer und befinden uns mitten in der Wüste!

Es hilft nichts, wir müssen jetzt ohne Navigation fahren. Sollte nicht so schlimm sein, da der Weg ja ausgeschildert ist. Hoffentlich gibt es da keine Überraschungen und hoffentlich hält die BMW durch und wir… denn langsam wird’s uns echt schwummrig unter den Helm.
Das Thermometer klettert weiter und weiter…

Wir durchfahren Hot Desert Springs und das Morongo Valley. Um uns herum nur Öde und Trockenheit… Die Sonne knallt unerbittlich auf uns nieder, der Schädel brummt, die Suppe läuft einem den Rücken hinunter und wir werden sehr müde. Irgendwann können wir nicht mehr weiterfahren, es ist einfach zu heiß!
André fährt ein Tankstelle an und wir reißen uns die Helme vom Kopf! Luft! Wasser!
Als ich unsere Wasserflasche aus dem Seitenkoffer hole, verbrenne ich mir fast die Finger daran: Der Seitenkoffer glüht! Klar … schwarzes Metall… und mit dem Wasser aus der Wasserflasche kannste Tee kochen! Wir stürzen uns in die klimatisierten Räume der Tankstelle und suchen dort vergeblich nach einer Sitzgelegenheit. Irgendwie sind diese Tankstellen hier und den USA nie für einen längeren Aufenthalt ausgelegt… Misst. Egal, dann stellen wir uns halt irgendwohin … Hauptsache runterkühlen. Als erstes kommt das Handy zu den Getränkedosen in den Kühlschrank… es hat es bitter nötig. Hoffentlich hat es keinen ernsthaften Schaden genommen. Dann kaufen wir uns frisches kühles Wasser und stellen unsere Flaschen im Kühlregal ab… und warten… darauf, dass wir uns wieder ein bisschen abkühlen, der Kopf nicht mehr so brummt und man wieder einigermaßen klar denken kann. Da wir kein Navi mehr haben, haben wir keine genaue Vorstellung wie lange wir noch fahren müssen, klar ist nur, irgendwie müssen wir da durch, je früher desto besser, denn die Sonne kennt keine Gnade und es wird immer noch heißer!

Nach dem kurzen Stopp quälen wir uns weiter durch die Hitze. So weit kann es doch eigentlich nicht mehr sein? Durchhalten!
Das Thermometer ist inzwischen bei 115°F … das sind ca. 46°C.
Irgendwann kommt die Abzweigung zum Yucca Valley auf die 62. Da müssen wir hin. Der Schädel unter dem schwarzen Helm glüht und der Schweiß tropft aus den Ärmeln der Motorradjacke. Ich habe tierische Kopfschmerzen. Der heiße Fahrtwind verbrennt mir da, wo die Socke aufhört und die Jeans noch nicht anfängt fast die Haut…
Echt kein Vergnügen, hier Motorrad zu fahren…

… und dann kommen wir durch Yucca Valley. Eine grüne Oase mitten in der Trockenheit. Jetzt ist einen erstmal klar, was das bedeutet: eine Oase. Man hat da so verklärte Vorstellungen von Palmen die um einen See mitten in Sanddünen zu finden sind… so etwas gibt es wahrscheinlich auch.

Aber Yucca Valley, da wachsen auf einmal Palmen und Bäume und Büsche am Straßenrand. Da sind Häuser, kleine Läden, Gärten mit Obst und Gemüseanbau. Hier gibt es Wasser und hier ist Leben… mitten im Nichts und wenn aus Yucca Valley wieder herausfährt ist alles genauso trocken wie vorher…
Schließlich erreichen wir völlig erschöpft Twentynine Palm und unser Hotel. Die Mädels haben schon eingescheckt und erwarten uns. Jetzt heißt es erst einmal Duschen, Ankommen, Abkühlen.







Die BMW wird im Schatten geparkt, sie hat einen tollen Job gemacht.
Auch die muss sich ausruhen und wird jetzt erst einmal heute und morgen nicht mehr bewegt. Wie gut, dass wir das Auto als Begleitfahrzeug haben und damit in den Joshua Tree fahren können. Das erleichtert doch einiges. Aber bevor wir heute Abend zum Sonnenuntergang in den Park fahren wollen wir erst einmal ausruhen und dann etwas essen.
