Der lange eisige Weg nach Whitehorse…

17. August 2018. Der Wecker klingelt um 5:30 – puh ist das früh! Zum Glück ist es schon recht hell… richtig dunkel wird es hier im Sommer ja eh nie ?.

Eine Ladung Wasser ins Gesicht und los. Ich hatte gestern schon so gut wie alles gepackt, also müssen wir uns jetzt nur in die Klamotten schwingen und alles in und auf dem Motorrad unterbringen, heißt… mal wieder Tetris spielen. Inzwischen geht das aber recht flott und wir kommen dann so gegen 6:30 los.

Es ist saukalt… der erste Weg führt uns in die King Street und dann den Berg hinauf. Wir wollen noch zum Dome hinauf, das hatte Joanne uns gestern Abend noch empfohlen

“ du warst nicht richtig in Dawson City wenn du nicht auf dem Dome warst!“ …

Sie hat recht! Die Aussicht von da oben auf die Stadt, den Yukon und Klondike, die umliegenden Wälder und Berge ist wirklich überwältigend!

Eigentlich hätten wir hier hochlaufen müssen. Das wäre bestimmt ein toller hike gewesen, aber mangels Zeit fahren wir die Strecke mit dem Motorrad hoch. Die Straße führt erst aus dem Ort hinaus am Friedhof vorbei. Ein Riesenteil ?… man sind hier schon viele gestorben! Da wird einem erst einmal klar, dass Dawson City tatsächlich im Goldrush eine richtig große Stadt war…

Wir lassen den Friedhof hinter uns und die Straße schlängelt sich in Serpentinen um den Berg hinauf bis ganz nach oben. Dort endet sie in einer Schleife – Picknickplatz und Parkplatz dabei. Hier stehen sogar um diese frühe Uhrzeit mehrere Autos… Na, die haben hier wohl übernachtet – auch cool – und ein gigantischer Ausblick! Eine fast mystische Stimmung…

Die Sonne kommt langsam durch und zaubert ein ganz besonderes Licht…

… aber es ist auch richtig kalt und windig hier oben!

Der Weg führt uns wieder die Straße hinunter, nächste Anlaufstelle ist die Tankstelle. Bei der langen Strecke, die uns heute erwartet, baut man lieber vor – wer weiß, wann die nächste Tanke kommt?!

Wir fahren durch den neueren Teil von Dawson City und an den Hinweisschildern zu mehreren Claims vorbei – teilweise außer Betrieb und verwildert, teils aber auch noch bewirtschaftet… Hier wird tatsächlich immer noch ein bisschen Gold abgebaut. Es geht stadtauswärts und sofort hat uns wieder der weite wilde Yukon…

… viel Wald, gravel, keine Menschenseele und es ist soooo kalt. Es ist jetzt 7:15 – das Thermometer am Motorrad zeigt 36 Fahrenheit… wieviel Grad ist denn das bitteschön? ( 2,22 Grad Celsius ca ?)

Als wir gerade anhalten um uns noch eine Lage Fleecepullover unterzuziehen, hält eine andere BMW GS an: ein Pärchen aus Australien – sie erkundigen sich, ob alles ok ist und fahren dann weiter… Man sieht sich bestimmt noch auf der Strecke – sie wollen auch nach Whitehorse…

Mit dem zweiten Fleece geht es besser, aber warm geht anders. Es ist wunderschön, die Straße geht immer schön am Klondike River entlang.

Irgendwann kommen wir an einem Rastplatz mit Café vorbei! Endlich… ab ins Warme!

Wir fahren vor, ich komme kaum vom Bike runter so verfroren bin ich…

das letzte Mal als ich mich so gefühlt habe waren wir in den Dolomiten bei Neuschnee unterwegs gewesen und ich musste nach der Tour erstmal in der Sauna auftauen – Aber hier ist keine Sauna… Kurz nach uns parken die Beiden Australier auch ihr Bike – denen ist wohl auch kalt ?.

Drinnen ist es richtig urig, in der Ecke steht ein warmer Ofen und es duftet nach Kaffee und Frühstück. Hmm, eigentlich hatten wir ganz viel für ein Picknick zwischendurch eingekauft, das fällt jetzt wohl erstmal wegen Frost aus: Wir frühstücken hier. Die Australier auch, wir setzen uns zusammen an einen Tisch und es werden erstmal Reiseerlebnisse und Tips ausgetauscht.

Trish und John haben ihr Motorrad auch gekauft, aber in Colorado… Sie sind dann von Colorado über Seattle – Vancouver – Skagway und dann weiter nach Alaska Anchorage etc. gefahren und jetzt wieder auf dem Rückweg nach Colorado. Insgesamt 6 Wochen… ganz interessant für uns, da wir den Teil, den sie ja auf dem Hinweg schon gefahren sind im nächsten Jahr abfahren werden…

André und John fachsimpeln noch ein wenig über ihre Motorräder und wir genießen das Frühstück, trinken literweise Kaffee und freuen uns, dass wir langsam wieder warm werden. Aber irgendwann müssen wir wieder raus in die Kälte. Wir beschließen ein Stück zusammen zu fahren…

Es geht am Fluss entlang, über Brücken… (hier über den Stewart River)

Meistens ist die Straße in einem guten asphaltierten Zustand und wir kommen gut und schnell voran.

Ist doch mal der Asphalt beschädigt oder gibt es Bodenwellen, so sind diese Stellen mit Rot markiert … sehr nett ?

Und wieder ne Brücke… diesmal über den Pelly River. Die Sonne ist inzwischen aufgegangen und es wird merklich wärmer.

Irgendwann erreichen wir Five Finger Rapids,

die berühmt berüchtigten Stromschnellen, die vielen Goldsuchern zum Verhängnis wurden. Inzwischen wurde ein Fels der vier im Fluss stehenden Felsen weggesprengt, um den Schiffsverkehr einigermaßen gefahrlos zu machen. In vergangenen Zeiten arbeiteten die Raddampfer mit Winden und Stahlseilen, um in den Stromschnellen zu manövrieren…

Nach den Stromschnellen machen wir in Charmacks nochmal eine kleine Rast und tanken. Inzwischen ist die Sonne richtig schön herausgekommen und wir können ein paar Schichten wieder loswerden … fühlt sich ja doch besser an – davor hatte man eine Art Astronautenfeeling ?.

Dann fahren Trish und John schon einmal schneller weiter.

Wir liegen gut in der Zeit und wollen an diesem See noch eine Pause für unser Picknick einlegen…

Diesen Platz am Fox Lake merken wir uns für nächstes Jahr, falls wir doch noch den Dempster Highway machen sollten und hier noch einmal hinauffahren. Hier ist ein super Campingplatz direkt am Ufer des Sees, total schöne Stellplätze und es gibt Feuerholz…

Nach dem Picknick am See mit viel Sonne gehts die letzen Kilometer weiter bis Whitehorse.

Wir erreichen den Yamaha – Händler gegen 14h…

Super in der Zeit! Da hat sich das frühe Aufstehen doch gelohnt – naja und den Rest hat die Kälte dazu beigetragen – so haben wir nur wenig Pausen gemacht…

Der Yamaha – Händler ist eine Option, wo wir unser Motorrad überwintern lassen können… Allerdings eine recht teure – umgerechnet 50€ wollen die haben! Dafür würde es dann aber trocken und beim Profi stehen, denn sie würden auch das Laden der Batterie übernehmen etc. Naja, wir wollen uns diese Option weiter offen halten, falls das mit der Hütte bei Marion doch nichts wird…

Die Leute sind sehr nett, total locker drauf, alles ganz easy. Hauptsächlich sprechen wir mit Doug, der Mann für das Technische und die Motorräder in dem Shop. Wir erklären, dass wir noch eine weitere Möglichkeit zum Einlagern haben, uns aber noch nicht sicher sind und vereinbaren für den Fall, dass wir es doch bei Yamaha lassen wollen eine E-Mail zu schreiben. Das Motorrad würden wir dann am Sonntag einfach auf den Hof stellen und den Schlüssel am vereinbarten Ort verstecken. So weit so gut. Alles easy…

André kauft noch ein Batterieladegerät und zeigt Doug die Stelle an unserer Frontgabel, wo seit ein paar Tagen immer ein bisschen Flüssigkeit rausdrückt. Wir sind uns nicht sicher, ob das Öl ist und somit der Simmerring beschädigt…

Zum Glück kann Doug entwarnen, ist nur Dreck… kein Wunder ?… Alles andere wäre auch schlecht gewesen – der nächste BMWDealer ist 2500 km entfernt (na gut zu wissen ??).

Bevor wir weiterfahren muss André noch probesitzen …

… mit sowas fahren die hier im Winter herum …

Vom Yamaha Händler ist es noch ungefähr 30 min bis wir bei Marion am Marsh Lake sind.

Es geht an Whitehorse vorbei, immer schön am Yukon entlang,

den wir dann kurz vor dem See queren – oder ist das auch schon See, nur schmaler?! Schwer zu erkennen – Auf jeden Fall „entspringt“ (wenn man da von entspringen reden kann…) der Yukon dem Marsh Lake, einem riesig großen wunderschönen See…

Wir fahren eine ganze Zeit an dem See entlang bis rechts die Beschilderung zum Army Beach auftaucht. Irgendwo hier soll Marion unsere Airbnb Gastgeberin wohnen – aber wo? In der Anzeige stand gar keine Hausnummer und Army Beach ist ganz schön lang … Hier stehen ganz schön viele Häuser ?…

Wir fahren langsam weiter, in der Hoffnung auf einen Anhaltspunkt oder irgendjemand den wir fragen können… Manche Häuser sehen gar nicht mal so einladend aus – total zugerümpelter Garten (Na hoffentlich ist das nicht das Haus, da würden wir das Motorrad in dem Gerümpel gar nicht wieder finden ?) Aber da läuft ein Mann herum, den kann man ja mal fragen. Also Helm ab und los – ?

Sobald der Helm runter ist überrennt uns eine Invasion von Minifliegen … oder sind das Mücken? Auf jeden Fall nervig… Der Mann hat keine Ahnung, weißt uns aber die Straße hinunter… Da unten irgendwo sollen Leute mit nem Bed & Breakfast wohnen. Na gut – Helm schnell wieder auf und weiter gehts… Hoffentlich ist das hier nicht überall so mückig…

Es geht die Straße runter – Dann sind wir plötzlich schon wieder am anderen Ende – An der Wasserstation steht eine Frau … die weiß auch nichts. Also wieder zurück – Irgendwo sitzt ein Mann im Garten – Ein Hund kommt angerannt (grrr irgendwie haben hier alles Hunde… tut der was? Zähne zusammenbeißen und fragen- immerhin sind hier keine Mücken ?) Nein, der weiß auch nichts, aber da vorne wohnt Marion Morgan, die ist Deutsche, vielleicht weiß die was… hah! Das ist es! Jetzt wissen wir den Nachnamen… so viel Marions kann es hier nicht geben, dass muss sie sein! Also wieder rauf aufs Motorrad und die Straße zurück…

An einem Holzzaun steht Marion und Phil Morgan, dahinter ein großes braunes Holzhaus, mehrere kleine Holzhäuser im Garten … Eine große Einfahrt zum Parken und zum Glück nicht so eine Rumpelkammer wie am Anfang der Straße oder bei anderen Häuser auf dem Weg…

Wir fahren direkt vor die kleine Holztreppe,die zur Terrasse hochführt und dann gehts los: ein Gebell sondergleichen… Zwei große Hunde erscheinen am Gatter – ein Husky und eine Art Schäferhund – Dann ein ohrenbetäubendes Gekläffe: Zwei Minihunde (Chihuahuas) springen wie Flummies am Zaun auf und ab und machen einen tierischen Rabatz…

Ohje- jetzt fällt es mir wieder ein, da stand irgendwas von Hunden in der Anzeige… das kann ja was werden?

Ein Gedanke zu „Der lange eisige Weg nach Whitehorse…

  1. 30.07.2019 – Grrrrr – 2°C am frühen Morgen auf dem Motorrad ist nicht gerade lustig, später kommt die Sonne durch und alles ist wieder gut. Rote Markierungen bei Straßenschäden finde ich klasse! Prima Aufnahmen auf Eurer Rückfahrt in Richtung Whitehorse (insb. „Five Finger Rapids“). Eine sehr ansprechende Reise und super Doku!!!!!

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