Wir sind bei Charly. Charly ist hier eine Institution. Alle Camper und Überlandreisende kennen ihn. Du brauchst einen Platt zum Unterstellen, eine Adresse für ein Paket, Tipps? Charly hilft!

Mit viel Zeit und Liebe hat er hier nun ein kleines Juwel mitten im mexikanischen Inland geschaffen. Ein wunderbarer Rückzugsort für Reisende.
Seit 33 Jahren ist er in Mexico, kam damals aus der Schweiz und hat sich in ein Stück Land in dem Dorf Santa Elena verliebt und gekauft… da war nichts als trockener Boden.

Der Ort hat Spirit, bleibt einem im Herzen und man muss echt aufpassen, dass man hier nicht hängen bleibt 😉.


Wir lassen es uns gut gehen. Morgens in den Pool hüpfen und schwimmen, Frühstück mit Roggenbrot und einfach im Schatten relaxen, herrliches Abendessen mit einem hervorragenden Rindsfilet, Rösti und frischen Gemüse.


Nach dem Frühstück nimmt uns Charly mit in die Nachbarstadt Atotonilco El Alto zum Bummeln.
Eine kleine Stadt zwischen riesigen Agavenfeldern.



Wir gehen erstmal zum Hauptplatz des kleinen Stadt bei der Kirche.

Hier geht es ganz gemütlich zu. Jeder geht seinen Tagesgeschäft nach. Die Mami mit ihrem Kind füttert die Tauben, alte Herren sitzen auf der Bank und schauen, der Schuhputzer putzt eifrig die Schuhe. Alles ganz relaxt. Eine sehr angenehme Atmosphäre.



Eigentlich kann man hier stundenlang im Schatten sitzen und einfach nur gucken… irgendwann tut uns aber doch der Hintern weh (so bequem sind die Eisenbänke dann doch nicht 😉) und wir gehen zur Kirche. Die Parroquia de San Miguel Arcangel ist schon von außen ein beeindruckendes Gebäude.
Leider oder aber eigentlich zum Glück platzen wir beim Betreten der Kirche in einen Gottesdienst rein…
Donnerstags mittags um 12? Für uns etwas ungewöhnlich aber gut… wir schleichen uns in die letzte Bank und lauschen der Andacht. Wir sind nicht die einzigen, die später kommen. Im Grunde ist es ein beständiges Kommen und Gehen. Ganz leise und bedächtig kommen einige, stellen oder setzen sich in die Bänke. Beten, bleiben eine Weile und gehen dann wieder.
Herumgehen können wir so natürlich nicht, aber von hier hinten hat man einen sehr schönen Eindruck des Gebäudes. Vielleicht haben wir ja auch Glück und es wird noch die Orgel gespielt? Die Kirche ist wunderschön, lichtdurchflutet mit einer tollen Akustik.

Wir warten und lauschen und schauen. Es wird gesungen, gebetet, gepredigt und schließlich bereitet der Priester das Abendmahl vor… da machen wir uns auf den Weg und schleichen wieder raus.
Schade, keine Orgelmusik, war da überhaupt eine? Naja…
Draußen hat uns das beschauliche Treiben der Stadt wieder und wir bummeln weiter.

An einem kleinen Platz mit Brunnen, der aber kein Wasser hat und stattdessen von den wartenden Schulkindern als Klettergerüst missbraucht wird, sind mehrere Cafés unter einem großen, Schatten spendenden Dach.
Ein perfekter Ort für einen Kaffee!





Gestärkt machen wir uns auf den Weg zu der kleinen Markthalle.

Gefühlt jede mexikanische Stadt hat einen Mercado und rundherum siedeln sich diverse Läden und Firmen an.
Draußen an der Ecke können wir direkt in eine Tortilleria hineinschauen, eine kleine Manufaktur in der Tortillas hergestellt werden.

Der Chef werkelt gerade an einer der Maschinen herum und wir schauen neugierig zu.

Er kommt auf uns zu und fragt wo wir herkommen. Er spricht Englisch und erklärt stolz, dass er die eine Maschine gerade repariert hat und lädt uns ein zu gucken, wie alles funktioniert.




Ganz schön heiß hier! Man muss höllisch aufpassen, dass man sich nichts verbrennt, wenn man hier so zwischen den Maschinen herläuft. Aber es ist total interessant und schön, wie begeistert die Leute zeigen, was sie machen.

Zum Schluss gibt’s noch einen Tortilla direkt vom Band auf die Hand … noch ganz warm. 😋 Lecker! Frischer gehts nicht!
Noch am Tortilla kauend machen wir uns auf den Weg zu der kleinen Markthalle direkt gegenüber.


Hier gibt’s im Außenbereich alles, was man so braucht, von der Nähnadel über Reinigungsmittel bis zu Weihnachtsdekoration 🙈. Drinnen sind dann mehr so die Klamotten und Tüddelkram (wie Kühlschrank Magnete 👍🏻) zu finden.
Am Nachmittag machen wir uns mit dem Bus auf den Rückweg. Für einen mittelamerikanischen Bus ist er erstaunlich geräumig. André bekommt sogar seine Beine unter! Da haben wir schon anderes erlebt (am schlimmsten war ein Bus in Vietnam, wo wir uns regelrecht zusammenfalten mussten um uns überhaupt hinsetzen zu können 🙈).


Naja, wir finden entspannt Platz und genießen die Rückfahrt. Schlaglöcher fahren ohne selber ausweichen zu müssen und dabei die Gegend anschauen! Das hat ja auch etwas!

In Santa ELena spuckt uns der Bus am Marktplatz aus und wir schlendern noch ein bisschen durch das Dorf.


Es ist echt süß hier, sehr beschaulich. Kleine Läden, in denen man so ziemlich alles bekommt. Gleich am Ortseingang finden wir eine Art Mini-Baumarkt. Auf der Größe einer Garage gibt es hier alles, was das Handwerkerherz braucht, von der Schubkarre bis zur Schraube. André ist happy, falls die Schrauben, die wir dabei haben für das Navi nicht passen sollten, kann er hier vorbeischauen.



Apropos Navi! Das kommt tatsächlich am 7. November am späten Nachmittag einen Tag zu früh an! Da können wir dann morgen wie geplant einbauen 🥳!
Aber erstmal wird zu Abend gegessen und mit Willy und Isabella beim Bierchen geschnackt. Die beiden sind mit ihrem Toyolindo unterwegs und haben Nord- und Südamerika schon ausgiebig bereist. Als Rentner haben sie alle Zeit der Welt und nutzen sie. Sie sind natürlich dadurch viel langsamer als wir unterwegs und können sich jede Ecke eines Landes intensive anschauen, wohingegen wir doch eher Rosinen picken… aber wir haben ja auch nur begrenzt Zeit.
Wir tauschen uns aus und verquatschen uns ganz fürchterlich… richtig schön.
Am nächsten Morgen geht’s früh raus. Wir wollen auf den Berg zu einem Kreuz.




Es geht durchs Dorf, vorbei an bellenden Hunden und aufgeregten Hühnern. Die Wäsche flattert in einem Garten in der Luft und verbreitet einen schönen frischen Duft, der sich an der nächsten Ecke mit der frischen Landluft verbindet: Irgendwo sind Kühe…



Dann geht’s immer hübsch bergauf durch die Agavenfelder.






Langsam bekommt die Sonne mehr Kraft und wir sind froh, so früh losgegangen zu sein. Wenn du hier in der Mittagssonne hochläufst, gehst du echt ein. Jetzt spenden die Bäume rechts und links von Zeit zu Zeit noch etwas Schatten.




Nach 45 Minuten, exakt die angegebene Zeit von Google 😉, erreichen wir das Kreuz.



Der Weg hat sich gelohnt, die Aussicht ist fantastisch!

Nach einer kleinen Pause geht’s wieder runter vom Berg, natürlich schneller, aber man muss teilweise echt aufpassen, dass man nicht auf die Nase fällt, da es stetig bergab geht auf losem Geröll.




… unten im Dorf begegnen uns dann die Kühe.



Auf dem Hinweg nur gerochen spazieren sie jetzt seelenruhig durch die Dorfstraßen und schauen uns neugierig an.

… und dann kommt der Moment der Wahrheit: Bekommen wir die Navyhalterung ans Moped?

Zum Minibaumarkt müssen wir für den Einbau zum Glück gar nicht gehen! Unsere Schrauben passen und da Willy aus seinem kleinen Toyolindo eine schier unerschöpfliche Fundgrube an Werkzeug hervorzaubert, finden wir auch den passenden Schraubendreher um die Befestigung für das Navi erst einmal überhaupt auseinander zu schrauben. Unser minimales Bordwerkzeug hat nämlich nicht den passenden kleinen Schraubendreher.
Erste Hürde geschafft, die Halterung ist in seine Einzelteile zerlegt. Wir benötigen nämlich nur das obere Teil. Das wollen wir an die schon vorhandene Befestigung vom Tablet anschrauben.
Den dafür passenden kurzen Schraubendreher 🪛 findet André bei Charly in der Werkstatt… und schwupps ist das Ding befestigt!


Sitzt, wackelt nicht, Navi passt rein. André kann alles gut erkennen. 😅 Läuft! Schön, wenn mal was glatt geht!
Bei Isabella und Willy nebenan läuft auch alles tipptopp. Die sind mitten in ihren Vorbereitungen für die Weiterfahrt und man hört das Rumpeln von Bella, die wie eine wilde putzt und räumt während Willy sich um den Technikkram kümmert.


Ja, wenn so ein Auto ne Weile gestanden hat, muss man erst so einiges regeln bis es weitergeht… deutlich mehr, als wenn wir unsere BMW übernehmen, wie wir dabei feststellen 😅.



Aber dafür haben sie natürlich echt Platz und können viel mehr mitnehmen als wir…
Am Abend geht’s noch einmal ins Dorf. Wir sind mit einigen anderen Campern zum Tacoessen verabredet.
Da sind ist noch ein anderes Schweizer Pärchen, auch Rentner und auf der Durchreise zur Baja California, Sebastian, der hier in Mexico mit seinem Hund und umgebauten Krankenwagen hängengeblieben ist, Isabella und Willy und Denise, die auch bei einer Reise in Santa Elena hängen geblieben ist und sich im Moment mit ihrem Mann auf einem Stückchen Land bei Charly einen Container umbaut. Sie kümmert sich in der Saison um Charlys Gäste und in der Nebensaison packen die beiden dann ihren Camper und reisen durchs Land.
Eine lustige Truppe also, die da am Freitagabend durchs Dorf schlendert auf den Weg zum Tacoladen…



Ein sehr schöner letzter Abend! Schade eigentlich, dass wir morgen schon wieder weiter müssen… Aber man soll ja gehen, wenn’s am schönsten ist…
