Der Arsch von Kanada liegt nicht am Dempster – die wohl einsamste Straße des Yukon

1. August

Wir hatten ja eigentlich gedacht, bei unserem Trip an den arktischen Ozean am Arsch der Welt gewesen zu sein… Das wissen wir es ab heute aber besser:

Der Arsch Kanadas liegt wahrscheinlich mitten um Yukon.

Wir fahren heute auf dem Campbell Highway vom Little Salmon Lake nach Watson Lake… Gegen das, was wir da heute erlebt haben herrscht auf dem Dempster Highway in Richtung Arktis die totale rush hour!

Wir machen uns auf den Weg. Vom Little Salmon Lake ist es etwa eine Stunde Fahrt bis Faro. Dort wollen wir tanken und Peter will uns das Community Center zeigen, in dem sich die Leute aus den umliegenden Hütten einmal die Woche treffen…

Unser Vorteil: hier gibt es neben den netten deutschsprachigen Leuten einen Kaffee und Internet. Endlich haben wir mal wieder die Gelegenheit mit zuhause zu telefonieren!

Faro ist eine ehemalige Minenstadt. Als das Geschäft mit den Minen noch richtig boomte, lebten hier um die 2000 Menschen, inzwischen sind es nur noch ein paar Hundert. Viele von ihnen bauen jetzt mühselig die Umweltsünden zurück, die mit dem Abbau von Zink begangen wurden. Die haben doch tatsächlich das Zeug mit Quecksilber aus der Erde gewaschen und jetzt ist alles verseucht!

Bis Faro war der Campbell Highway noch leidlich geteert. Auch das war schon anstrengend, weil immer mal wieder Straßenabschitte kamen, die aufgerissen und under construction sind… also echt dirty!

Ab Faro aber wird es rauh!

Eigentlich kein Problem für uns, kennen wir ja schon vom Dempster Highway und außerdem soll die Straße in gutem Zustand sein (laut Reiseführer, Milepost und Aussage des Tankstellenwartes).

Aber was dann kommt, war echt der Hammer! So eine unglaublich schlechte Straße haben wir echt noch nicht erlebt! Und das bei bestem Wetter! Kein Regen, die Sonne scheint! Zum Glück!

Es liegen 350 km Dirtroad vor uns, die es in sich haben!

Am Anfang haben sie zu allem Überfluss wieder so ein Calciumzeugs draufgeschüttet und die Straße gewässert… was das heißt, ist ja klar! Wir werden nachher wieder aussehen wie die Erdferkel! ? … und wir hatten doch alles gerade wieder so schön sauber!

Pause am Lapie River: Hier haben wir die letzten Menschen und das letzte Fahrzeug gesehen bevor es echt spooky wurde…

Die Straße ist in einem unfassbar schlechten Zustand. Knüppelhart und darüber spitze Steine in diversen Größen.

Genau das richtige, um sich mal schnell nen Platten zu fahren.

Und den willst du hier nicht kriegen! Ab hier haben wir über 200 Kilometer und 4 Stunden keine Menschenseele mehr gesehen!

Hier willst du nicht liegenbleiben! Das kriegt keiner mit! Verschollen im Nirgendwo irgendwo im Yukon. Um uns herum nur Wald!

Schnell fahren ist auch nicht! Die Straße ist derart schmal und die Bäume und Büsche wachsen so dicht an die Straße heran. Du siehst nichts – immer auf der Hut, dass dir plötzlich irgend ein Viech – am besten ein Elch oder so – vor die Karre springt.

Also juckeln wir mit 50 bis 60 km/h daher und nehmen jedes Schlagloch, jede Bodenwelle mit. Wie schön war es doch gewesen, als wir über den Dempster Highway geflogen sind… Bloß nicht liegenbleiben! Ich seh mich hier schon mit nem Platten in dee Wildnis zelten. Ohne Wasser und stattdessen mit netter Bären- und Pumagesellschaft!

… und dann plötzlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wird die Straße total breit und ist geteert!

Hä? Was ist das jetzt? Hier ist nix! Einfach nur ein fetter geteerter Highway – rechts und links mit Rasen … wie eine Einflugschneise zum Flughafen! Und das nochmal weitere 100 Kilometer! Egal warum, wir sind happy und reißen den Hahn auf – aber einsam war es hier immer noch! Auch hier: nicht ein Auto weit und breit… spooky ?! Bis wir schließlich Watson Lake erreichen.

Was für eine Fahrt! Wir sind megahappy unsere Cabin zu erreichen und ins Bett zu fallen…

2 Gedanken zu „Der Arsch von Kanada liegt nicht am Dempster – die wohl einsamste Straße des Yukon

  1. 06.08.2019 – 350 Motorrad km über eine solche Piste ohne einer Menschenseele zu begegnen ist schon sehr trist.
    Ich denke die Twin Beds entschädigen für die anstrengende Fahrt. Angenehme Nachruhe!

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