Der Dempster Highway – von Tombstone nach Eagle Plains

24. Juli

Ich werde mal wieder viel zu früh wach! Hier geht die Sonne eh so gut wie gar nicht unter… naja egal. Die Nacht war gut, ich konnte super schlafen in meinem kuscheligen Schlafsack. André pennt noch…

Erstmal ein bisschen Blog schreiben, Misst … das Handy ist schnell leer, das muss ich also erstmal wieder aufladen. Warten – irgendwann geh ich raus, man muss ja auch mal ? – puh, was für ein Gestank! Ich hasse diese Plumsklos! Da geht man ja lieber hinter nen Busch! Ist hier aber nicht angesagt, sonst kommt gleich der Bär oder sonstwas um die Ecke!

Apropos Bär! Andrés Klamotten stinken immer noch und sobald man in die Nähe kommt fängt das Geniese und Gejucke an! Wo sollen wir das bloß hinpacken? ?

Wir frühstücken erstmal schön in der Sonne.

Die anderen Camper sitzen alle in der Hütte, weil da der Ofen an ist… wir brauchen keinen Ofen, hier draußen ist es wunderbar, Sonne, Platz und frische Luft!

Der Kaffee, den ich aus Deutschland mitgebracht habe wirkt irgendwie nicht… Oh nein! Auf der Packung steht entkoffeiniert – ich ?! Na das kann ja heiter werden! Kaffee, der nicht wachmacht und dann die vielen Kilometer vor uns ??!

Nachdem wir alles irgendwie auf dem Motorrad verstaut haben (die Bärenspraytasche ist ganz unten im Seitenkoffer… hoffe das hilft ein bisschen) geht es erstmal zum Tombstone Information Center.

Tombstone

Dort wollen wir nochmal unsere Wasserflaschen auffüllen – keine Lust auf abkochen – und der Weg ist lang: Wir haben ca. 7 Stunden Fahrt vor uns!

Der Dempster Highway von Tombstone bis Eagle Plains, das sind etwa 270 km Schotterpiste….

nur Land, kein Wasser zwischendurch… und es wird heute sehr warm. Die Sonne brennt uns jetzt schon im Nacken.

Tombstone

Die Fahrt ist ein Traum! Blauer Himmel, klare Luft, die Sonne scheint! Vor uns die weite Natur: Berge, Wälder, Flüsse – Die Landschaft wechselt mit der Zeit.

Zu Beginn durchfahren wir die Berge des Tombstone NP – es sieht aus wie beim Herrn der Ringe – man hat das Gefühl, gleich kommt irgendein Hobbit um die Ecke!

Wir halten an und starten unseren ersten Drohnenflug…

Drohne klar machen, alles wieder einpacken… Das Ding steht schon in der Luft und summt. Aufnahme starten. Ich soll das komische Kontrolldings halten und damit aufsteigen? Hä? Das geht nicht! Jetzt hält André das – aber dann kann er das Motorrad nicht richtig halten… mit nur einer Hand! ? Schließlich legt er es vorn auf den Tankrucksack. Puh ganz schön wackelig! Wie soll ich da jetzt rauf ohne zu doll zu wackeln? Ich versuche, mich erst auf die Sitzbank zu knien – war ne blöde Idee, wackelte trotzdem und ich wusste dann gar nicht wie ich weiter aufs das bike draufkommen sollte ? – na das üben wir aber noch!

So – Kann losgehen! Die Drohne folgt uns… aber leider fliegt sie in einem Winkel, in dem nur wir zu sehen sind und nicht die Landschaft um uns herum, das kann ich sehen, aber mit den dicken Handschuhen natürlich nix machen. Gar nicht so einfach… wir stoppen nach einer Weile und André steuert die Drohne noch ein bisschen selbst. Filmen wir halt erstmal nur Landschaft ohne Motorrad!

Uups! Plötzlich macht sich das Ding selbstständig…

Irgendein Kompassfehler! Das blöde Ding macht was es will und haut einfach ab! Oh man… sie wir immer kleiner! André versucht hektisch, die Kontrolle zurückzubekommen, aber nix geht! Jetzt ist sie weg! Irgendwo ins weite Land geflogen – ganz leise kann man noch das Summen hören. Das Kontrolltool in Andrés Händen spinnt, gibt komische Komandos. Auf einmal heißt es starting landing – Nee, ne, die kann doch jetzt da nicht irgendwo landen, die ist weg! Die kriegen wir nicht wieder – 400€ im Arsch! Coming home – was ist das jetzt? Auf einmal wird das summen wieder lauter und dann ist sie plötzlich wieder da als wäre nichts gewesen und landet schön bei André auf der Hand! Puh! Das ist nichts für schwache Nerven!

Und hier das Resultat wie gesagt, wir üben noch ?.

zweiter Versuch ?

… und dann fahren wir erstmal weiter!

Auch auf dem Dempster Highway kommen einem hin und wieder die Monstertrucks entgegen. Bei dem Superwetter das wir haben ist das aber kein Vergleich zu den Horrorbegegnungen im letzten Jahr auf dem Dalton! Aber wir sind bei jeder Truckbegegnung erstmal von einer riesigen Staubwolke umgeben. Auch nicht ganz ohne – fährt man dann doch immer ein paar Meter im Blindflug weiter….

Wir kommen am Engineer Creek vorbei. Hier gibt es auch einen schönen Campground aber wir wollen ja heute noch ein bisschen mehr Strecke machen. Hier bei Engineer Creek ist der Fluss plötzlich ganz braunrot – wahrscheinlich eisenhaltig oder so…

Wir machen eine kleine Mittagspause. Ganz schön warm so ohne Fahrtwind! André probiert derweil den Permafrostboden aus. Das ist wirklich ein lustiges Gefühl, als wenn man auf einem Schwamm herumläuft!

Weniger lustig sind die blöden Riesenfliegen und Mücken, die sich auf uns stürzen! Naja es ist halt sehr feucht hier oben im Norden… feucht und warm… super für Insekten!

Weiter geht es auf unserem Weg nach Eagle Plains.

Die Landschaft hat sich inzwischen geändert. Hier ist jetzt viel mehr Wald – eigentlich nur Wald – durch den sich die Straße und der Fluss schlängelt. Die Straße kurvt sich immer weiter nach oben bis wir das Gefühl haben über das ganze Land zu blicken. Ein bisschen wie beim Top of the world Highway letztes Jahr…

André macht unsere Federgabel Sorgen, die Straßenbedingungen sind natürlich Gift für die Dichtung – es leckt ganz schön, allerdings nur an einer Stelle, wo sich alles sammelt und dann in einem Schwall runterläuft. Da schaut André während der ganzen Zeit drauf und kriegt natürlich das Gruseln… sieht wahrscheinlich schlimmer aus als es ist. Wollen mal hoffen, dass die Dichtung durchhält!

Ogilvie Ridge

Noch ein kurzer Zwischenstop. Hier hat man eine gigantische Aussicht auf die umliegende Landschaft. Wir sind bei dem Ogilvie Ridge Viewpoint angekommen. Hier erstreckt sich das Land nach allen Seiten ca. 200km. Ein toller Rundumblick! Allerdings ist die Sicht nicht mehr ganz so klar wie heute morgen.

Ogilvie Ridge

Mit der Zeit zieht sich der Himmel zu. Grrr – genau da wo wir hinfahren scheint sich ein schönes Gewitter zusammenzubrauen! Bitte nicht! Ich habe ein Dejavus vom letzten Jahr! Bloß keinen Regen auf dieser Strecke! Die Straße würde unberechenbar werden…

Zwischendurch ist die Straße ein wenig nass… hier scheint schon ein Schauer runtergegangen zu sein…

Und dann fängt es doch noch an… und wie! Als wenn Petrus oben die Schleusen geöffnet hätte gallert es auf uns herunter! Es sind nur noch 5 Minuten bis Eagle Plains, aber die haben es nun in sich! Die Sicht wird schlecht, zum Glück ist die Straße hier einigermaßen eben, so dass wir nicht so sehr ins Schlingern kommen.

Dann erreichen wir endlich Eagle Plains!

Eagle Plains- das ist eigentlich nur eine Tankstelle mit Werkstatt, Hotel und Campingplatz. Nun fängt es auch noch an zu hageln, dicke Hagelkörner prasseln auf uns nieder. Der trockene Boden kann das Wasser gar nicht so schnell aufnehmen. Als wir auf den Parkplatz vorfahren bilden sich wie aus dem Nichts rauschende Bäche durch die André das Motorrad navigieren muss. Was für ein Mistwetter! Völlig durchnässt stolpern wir in die Eingangshalle des Hotels. Die Frage ob wir campen oder nicht erübrigt sich. Wir sind froh, dass wir noch ein Zimmer bekommen können… 178$ – na, die können‘s ja machen!

Eagle Plains

Ebenso schnell wie das Gewitter kam ist es auch wieder weg!

Nach 10 Minuten ist der ganze Spuk vorbei, es klart wieder auf und die Sonne kommt heraus als wäre nichts gewesen! Na da haben wir aber echt Pech gehabt, oder Glück, dass wir nur 5 und nicht 15 Minuten durch das Wetter mussten! Wir holen unsere Klamotten vom Motorrad und beziehen das Zimmer.

Als André seine Sachen auspackt schlägt das Bärenspray wieder voll zu!

Wir kämpfen uns von einem Niesanfall zum nächsten! Nachdem André sich sein Gesicht gewaschen hat ist es feuerrot und brennt. Misst, ist etwa die Kosmetiktasche jetzt auch verseucht? Irgendwie scheint inzwischen überall Bärenspray dran zu sein! So geht das nicht weiter! Wir müssen das irgendwie loswerden!

Beim Abendessen fragt André die Bedienung, ob es möglich ist, Wäsche waschen zu lassen. Nein, leider nicht mehr, zu viele Gäste hätten die Waschmaschine bei der Benutzung zerstört. Na prima! Und jetzt? Nach einigem hin und her und Andrés Erklärung, warum es für uns wirklich wichtig wäre, die Wäsche gewaschen zu bekommen, erklärt sich die Bedienung doch dazu bereit, Andrés kontaminierte Sachen zu waschen… Sie will sogar gar nichts dafür haben! Voll nett! Das ist ein echter Lichtblick, vielleicht hört das Geniese und Gejucke jetzt bald auf!

Plötzlich kommen die beiden Biker aus der Braeburn Lodge ins Restaurant.

Sie haben ihren Weg von Dawson hierher nun auch geschafft und sind happy da zu sein. Besonders Gary, der Africa Twin Fahrer scheint von den sandigen Stellen der zurückliegenden Straße nachhaltig beeindruckt zu sein. Welche sandigen Stellen? ?? André hat den Sand gar nicht richtig mitgekriegt, bzw. ich glaube wir hatten einfach nach den Horrorstories von Andrew an der Tankstelle bei Pelly Crossing eher erwartet, durch einen halben Wüstenabschnitt fahren zu müssen, weshalb die paar Sandstellen nicht weiter auffielen, zumal man sie gut umfahren konnte. Ein bisschen später stoßen auch die Beiden vom Tombstone Campground hinzu (wollten die nicht eigentlich eher langsam fahren, Rosen riechen und bei Engineer Creek zelten! Naja sind wohl doch schneller durchgekommen als sie dachten?). Das ist hier auf der Strecke ein bisschen wie eine lose Reisegesellschaft. Man lernt sich unterwegs kennen und trifft sich dann ständig wieder und kann sich weiter unterhalten und Erfahrungen austauschen….

Wir freuen uns, genießen unser Abendessen und trinken kaltes Bier! ?

Ein Gedanke zu „Der Dempster Highway – von Tombstone nach Eagle Plains

  1. 30.07.2019 – Eine ruhige Nacht, lecker Frühstück in der Morgensonne und gelungene Aufnahmen mit der Drohne machen Lust auf mehr. Da kann man kurz vorm Ziel auch mit einem Regenschauer leben – ok, die Kosten für die Hotelübernachtung hättet man sich sparen können! Toll die Erkenntnis, dass es überall auf der Welt nette und hilfsbereite Menschen gibt – das Bärenspray scheint wirklich unangenehm zu sein!

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