Die Fahrt durch El Salvador Richtung Grenze verläuft relativ unspektakulär.

Wir hätten hier gerne mehr Zeit verbracht, wollen uns aber nach hinten raus noch Luft lassen und haben so entschieden nur noch eine Nacht in Santa Rosa de Lima, kurz vor der Grenze nach Honduras zu übernachten, um dann gleich morgen früh den Grenzübergang hinter uns zu bringen und El Salvador wieder zu verlassen.

Gestern schon hatten wir mit Brian in Nicaragua Kontakt aufgenommen. Brian haben wir letztes Weihnachtsfest auf Little Corn Island getroffen als wir mit unseren Töchtern Urlaub machten (andere Geschichte… auf jede Fall kennen wir Nicaragua schon ein bisschen 😉). Er erzählte uns damals, dass er am Somoto Canyon in Nicaragua ein Projekt initiiert hat, bei dem die Einheimischen am Tourismus beteiligt werden. Er selbst ist da kaum noch, er ist mit seinen über 70 Jahren inzwischen die meiste Zeit auf den Corn Islands, aber sein Kollege ist vor Ort und das kleine Unternehmen Somoto Canyon Tours scheint gut zu laufen (zumindest ist es bei Google top bewertet) Brian fiel uns nun ein und nachdem wir mit ihm über WhatsApp gesprochen hatten stand unsere Route Richtung Nicaragua schnell fest:


Möglichst nah an die Grenze zu Honduras (Santa Rosa de Lima) … Dort früh um 6:30 los fahren, um möglichst wenig LKW vor uns zu haben. Hoffen, dass die Grenze nach Honduras nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt (gehört hatten wir schon schreckliches…), dann durch Honduras zügig durchfahren und die Grenze in den Bergen nach Nicaragua nehmen. Dort hoffentlich auch vor 16h ankommen und darauf hoffen, dass diesen Grenzübergang nicht so viele LKW nehmen und der Grenzübergang relativ zügig geht. Anschließend zum Somoto Canyon fahren, wo wir dann zwei Nächte bleiben würden. So der Plan…

Von den Grenzübergängen nach Nicaragua hatten wir schon diverse Horrorberichte gelesen und auch Brian erzählte uns, dass das nicht immer easy wäre. Er hatte uns schon auf Little Corn Island berichtet, dass er mehreren Durchreisenden geholfen hatte, mit den doch recht sturen Grenzbeamten klarzukommen und stellte uns in Aussicht, dass wir ihn einfach kontaktieren sollten, falls wir Schwierigkeiten hätten Dann würde er seinen Kollegen Henry schicken, denn ihre Cabins in Somoto liegen nur 7 km hinter der Grenze. Mit dem Backup fühlte sich die Weiterreise eigentlich ganz gut an, trotz der gesundheitlichen Probleme von André.

Wir fahren die gesamte Strecke auf der Panamericana…
im Grunde genommen das erste Mal, dass wir ein längeres Stück auf dieser berühmten Straße unterwegs sind.




Unterwegs auch hier immer wieder diverse Verkaufsstände…



Irgendwie klappert die BMW …

nach mehrmaligem schauen scheinen wir dann aber den Übeltäter gefunden zu haben: an der Tankrucksackbefestigung hat sich etwas gelöst und schlackert jetzt an den Tank… ok, das ist doof, aber nicht schlimm…

Als wir am späten Nachmittag Santa Rosa de Lima erreichen wird es bald dunkel. Unser Hotel liegt in einer Seitenstraße, wobei Straße kann man das eigentlich nicht nennen… Es ist eher ein Baranco, der da zum Hoteleingang führt. Geröll, große Steinbrocken und schön steil 🙄. Gut, dass es trocken ist, sonst wäre das ein lustiger Weg!

Das Hotel hat außer Wasser nix…
Hungrig sind wir eigentlich nicht, aber so ein Feierabendbierchen wäre schon ganz schön… wir ziehen also nochmal los, um einen Supermarkt zu finden.
… und das war dann auch nochmal ne lustige Erfahrung 🙈
Als wir den Baranco, der eigentlich eine Straße sein soll hoch gekraxelt sind, ist weit und breit kein Supermarkt zu finden. An der Straßenecke gegenüber sitzen ein paar alte Männer und quatschen. Fragen wir die doch!
Eine Tür weiter sitzt ne Frau in einem Kabuff, das wie ein Kiosk aussieht. Getränke in einem Regal aufgereiht, Shampoo, Klopapier, Nüsse… wir fragen sie, ob das ein Laden ist und man hier Bier kaufen kann. Mit großen Augen verneint sie, schüttelt den Kopf und zuckt zurück, als hätte man nach dem Teufel gefragt. Nein, sie verkaufe nichts!
Huch! In was für ein Wespennest haben wir da denn reingestochen!?
Wir wenden uns den Männern zu, auch hier unsere Frage nach Bier. Die schauen nur doof, sagen, hier könnte man kein Bier kaufen und lachen… Toll!
Als wir gerade weitergehen wollen kommt eine Frau in Zebraleggings auf uns zugelaufen, einen Plastikbeutel in der einen Hand, mit der anderen wild gestikulierend. Sie will helfen.
Als ich in gebrochenem Spanisch zu erklären versuche, was unser Problem ist fängt auch sie an zu lachen und beginnt in einem Schwall Spanisch auf uns einzureden. Gleichzeitig zieht sie uns mit, vorher vergibt sie den Männern aber noch ihren Plastikbeutel mit dem Befehl aufzupassen und zu warten.
Na die hat das hier aber im Griff!
Soweit ich den Redeschwall verstehe, will sie uns eine Stelle zeigen, wo wir Bier bekommen können. Irgendwie finde ich heraus, dass es anscheinend im Ort keinen Laden gibt, wo man Bier oder anderen Alkohol kaufen kann, nur da, wo nur Männer reindürfen. Sie sagt immer nur „no mujeres und solo sex“… wird sich dann wohl um nen Puff handeln, wo es das ersehnte Getränk gibt. Seltsam hier…
In der Erwartung, dass wir gleich bei irgendeinem spelunkigen zu Puff landen, in den dann nur André reindarf um zwei Flaschen Bier zu erwerben und ich mir gerade überlege, was ich da eigentlich von halte, stehen wir plötzlich vor einem Wohnhaus, vor dessen Tür eine Frau ihre Straßenküche aufgebaut hat… so ein typischer Comedor, wo die Hausfrauen Tacos o.ä. anbieten.
Na prima, anscheinend doch ein Misslungener, wir wollen ja nichts essen!
Aber die Frau in der Leggins zieht uns in das Haus rein und quasselst dabei die Besitzerin voll.
Plötzlich stehen wir vor einem riesengroßen Kühlschrank mit … Bier! 🍺
Ich fasse es nicht! Da schleppt uns die Dame durch den halben Ort, damit wir bei ihrer Freundin Bier kaufen können!
Ob wir auch etwas essen wollen? Nein, wir sind satt! Ein paar Nüsse vielleicht. Nebenan ist ein Kiosk, aber der hat keine Nüsse, nur Takis und Chips… jetzt erklär mal auf Spanisch, dass du Erdnüsse haben möchtest 🙈.
Bekommen wir aber auch hin und unsere hilfsbereite Leggingsträgerin erklärt eifrig den Weg zu so nem Dollarcity, nimmt uns am Arm und während sie erklärt, wo das ist, bringt sie uns einfach hin. Währenddessen ist sie unentwegt am quatschen.
Bröckchenweise verstehe ich, dass sie anscheinend neben unserem Hotel wohnt und uns da sicher wieder hinbringen will. Wie süß und total lieb!
Aber erstmal schleppt sie uns zum Dollarcity, organisiert, dass unsere Bierflaschentüte in einem Schließfach sicher verwahrt wird, drückt mir den Chip in die Hand und steuert zielsicher auf das Erdnüsse-Regal zu. OMG was für eine Auswahl 🙈. Da gibt es gefühlt tausend verschiedene Geschmacksrichtungen und Sortierungen… wir sind total überfordert. Wir wollen doch einfach nur schnöde gesalzene Nüsse 🤣!
Irgendwann finden wir die dann doch, schnappen die Packung und an zur Kasse, bezahlen, Chip abgeben, Biertüte einsammeln und schon stehen wir wieder vor dem Laden.
Bei einem Bauern vor dem Laden kaufe ich dann noch schnell ein paar Bananen (dann haben wir wenigstens ein bisschen was zum Frühstück) und dann zieht uns unsere Begleiterin schon wieder fröhlich schnatternd weiter.
Wir kommen wieder an der Ecke mit den alten Männern vorbei. Die sitzen da immer noch und fachsimpeln. Unser neuer Begleitschutz flitzt schnell rüber und holt sich ihre gut bewachte Plastiktüte ab.
Anschließend läuft sie weiterhin fröhlich schnatternd neben uns die steinige Möchtegernstraße hinab zu unserem Hotel.
Ich habe schon die Befürchtung, dass die uns auch noch bis ins Bett begleiten will (😉) da dreht sie sich zu uns und streckt uns ihre Hand entgegen. Mit einem „es war schön euch kennengelernt zu haben, mein Name ist Christina!“ verschwindet sie genauso schnell in dem gegenüberliegenden Haus wie sie kurz zuvor aufgetaucht war….