Finca Carrizales & LA CUEVA DEL ESPLENDOR – ein Ort, wie aus einer anderen Welt

Es hat die ganze Nacht geregnet. Geschüttet wie aus Eimern,. Ich dachte, es hört gar nicht mehr auf…

Jetzt ist alles ruhig. Irgendwo weit weg bellt ein Hund, wiehert ein Pferd… ich stoße die Fensterläden auf . Es dämmert gerade, ein neuer Tag bricht an. Nochmal umdrehen, weiterschlafen… heute haben wir keine Eile. Wir werden erst morgen weiter fahren, wenn der Boden wieder einigermaßen trocken ist. Die Wettervorhersage hat sich ein bisschen entspannt. Heute Nachmittag soll nochmals etwas runterkommen, aber das war’s dann. Wir werden dann morgen entscheiden, ob wir den kürzeren Weg über die dirtroad weiter fahren oder außen herum über die Autopista…

Heute ist erstmal chillen angesagt… und wandern.

Gegen 7:00 Uhr klopft es leise am Fensterladen. Jaime, der Besitzer der Finca, fragt ob wir einen Kaffee haben möchten.

Das ist ja ein Service! Es klappert nebenan in der kleinen Kaffeeküche. Einige Minuten später reicht und Jaime zwei herrlich duftende Espressotassen durch das Fenster.

So kann ein Tag beginnen! Mit Kaffee im Bett!

Als wir eine Stunde später zum Frühstück gehen sieht die Welt ganz anders aus. Klarer Himmel, die Sonne scheint, ganz weit hinten hängen noch ein paar Wolken an den Bergen. Ansonsten hat man eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Berge.

Man könnte meinen, man wäre irgendwo im Alpenvorland, feiner Unterschied: Wir befinden uns hier auf knapp 2000 Metern Höhe und trotzdem ist um uns herum alles grün, Bäume, Bambus, Palmen, Blunen… die Natur fährt auf, was sie zu bieten hat. Von Baumgrenze keine Spur.

Das Frühstück ist einfach wunderbar. Imelda, die Chefin des Hauses, kocht einfach wunderbar. Das haben wir schon gestern beim Abendessen festgestellt. Als wir danach fragten möglichst viel Gemüse zu bekommen hat sie uns ein fantastisches vegetarisches Essen zubereitet.

Kurz nach 9 Uhr brechen wir auf. Wir wollen auf die andere Seite hinüber wandern. Dort gibt es einen schönen Wasserfall. Keine wilde Wanderung, etwas weniger als 6 Kilometer für einen Weg, da aber nachher die Sonne ganz schön knallen wird, machen wir uns lieber zeitig auf den Weg.

Wer sich hier hinsetzten soll bleibt ein Rätsel 🙈.

Es geht an ein paar Höfen vorbei. Rechts und links Bananenfelder, Kaffee, Tomatenplantagen… auf 2000 Metern… erstaunlich.

Das erste Stückchen den Berg rauf hat’s schon ganz schön in sich…

Es geht stetig bergauf, in der prallen Sonne. Hin und wieder kommt ein Jeep vorbei , vollgepackt mit Ausflüglern von Jardin. Misst, die wollen wohl auch alle zum Wasserfall… wird anscheinend keine so ganz wildromantische Angelegenheit…

Wir erreichen ein Gatter mit dem Hinweis, das ab hier die Durchfahrt verboten ist und es noch 4,5 km bis zum Wasserfall sind, außerdem kostet der Besuch 20000 COP. Anscheinend ist da oben ein Häuschen, wo man den Eintritt entrichtet.

Na gut, dann laufen wir mal weiter…

Es geht stetig bergab und fast die ganze Zeit in der prallen Sonne. Wer hatte eigentlich die glorreiche Idee auf das Top zu verzichten und stattdessen ein T-Shirt zu tragen? Was für eine Fehlentscheidung!

Ich freue mich über jede Wolke die zwischendurch mal die Sonne verdeckt.

Irgendwann geht es nicht mehr so steil bergauf sondern am Hang entlang. Rechts und links Viehweiden, in der Ferne stehen ein paar Kühe und grasen. Ganz weit unten im Tal sieht man Jardin, die beiden Türme der Kirche ragen aus dem Häusermeer heraus.

Schließlich erreichen wir das sogenannte „Häuschen“ bei dem wir den Eintritt entrichten müssen. Ein Häuschen ist das nicht gerade, eher ein ganzer Hof, mit Picknickplatz, Restaurant und allem drum und dran.

Wie sich jetzt herausstellt liegt der Wasserfall auf einem privaten Grundstück und der Besitzer lässt sich den Besuch ordentlich bezahlen. Außerdem darf man nach Bezahlung nicht auf eigene Faust alleine zum Wasserfall hinunter wandern, stattdessen geht es nur in der Gruppe und mit einem Führer.

Wir haben Glück. Unsere Gruppe ist sehr klein, neben uns klettert noch eine vierköpfige holländische Familie samt Reiseleiter und ein Typ den Weg zum Wasserfall hinunter.

… klettern ist im Übrigen nicht übertrieben…

Wir überqueren eine Wiese und dann geht’s ziemlich runter… ein angelegter Pfad aus verschiedenen großen Steinen führt durch ein Dickicht aus unterschiedlichem Grün. Schlingpflanzen hängen von den knorrigen Bäumen herab, Vögel zwitschern, irgendwo plätschert Wasser…

… fühlt sich ein bisschen an, als wäre ich in einem Indiana Jones Film gelandet.

Der schmale Pfad windet sich stetig den Berg hinunter und es wird zunehmend wärmer. Es geht über Stock und Stein. Na prima! Ich freue mich schon auf den Rückweg, wenn wir das alles wieder raufkraxeln dürfen!

Aus dem Plätschern wird ein Rauschen… wir stehen am Wasser. Hinter uns bahnt sich ein breiter Bach den Weg über dicke Steine und Felsen den Weg hinunter.

Über Geröll und Steinplatten folgen wir dem Wasser ein Stück.

Ab hier wird der Weg noch mehr zur Kletterpartie.

Zum Glück haben die Besitzer hier rechts und links des Weges Strippen gespannt, an denen man sich hochziehen bzw. festhalten kann.

Der Weg ist doch sehr abenteuerlich. Es geht Rauf, wieder runter… Wenn da nicht die gespannten Strippen wären, an denen ich mich zum Teil festklammere, als wäre es mein Leben, würde man nicht wirklich einen Weg erkennen… um uns herum nur das satte Grün des Dschungels.

… und das stetige Rauschen des Wassers… so weit kann’s also eigentlich nicht mehr sein.

Irgendwann müssen wir das rauschende Nass überqueren. Zum Glück haben sie auch hier stabile Drahtseile über den Bach gespannt, an denen wir uns festhalten können. Schritt für Schritt geht’s von Stein zu Stein hinüber auf die andere Seite.

Dort geht es noch einmal richtig hoch über knorrige Wurzeln (an denen man sich gut festhalten kann) und Gesteinsbrocken. Die Bäume stehen immer dichter, es ist feucht und heiß, alles ist in ein mystisches Grün getaucht… Wenig Licht, um uns herum nur riesige Bäume, dichtes Grün.

Dann plötzlich lichtet sich das Grün und wir stehen auf einer kleinen Lichtung. Vor uns eine nicht enden wollende Wand aus dichtem Grün. In Rinnsalen läuft und tröpfelt das Wasser an der Wand hinab. Dahinter rauscht es.

… und dann sind wir da! LA CUEVA DEL ESPLENDOR … der Wasserfall!

Was für ein surrealer Anblick!

Wir klettern zwischen riesigen Felsen. Vor uns öffnet sich der Fels zu einem großen Hohlraum. Durch ein riesiges Loch im Fels stürzt das Wasser des Baches in eine Höhle und sammelt sich dort in einem kleinen Becken.

Die Sonne fällt durch die kreisrunde Öffnung im Fels hinein. Ihr Licht lässt das Wasser hell leuchten. Ein faszinierendes Schauspiel der Natur, an dem man sich kaum sattsehen kann.

Es gibt zwei Zugänge zu der kleinen Höhle. Wir klettern einmal um eine Ansammlung knorriger Bäume herum, dann geht’s ein wenig rutschig hinab und wir stehen auf der anderen Seite der Höhle.

Hier geht es flach hinein ins Wasser. Ich ziehe die Schuhe aus… brrr eiskalt, nicht unbedingt einladend, um darin zu schwimmen (obwohl der Körper nach Abkühlung schreit) , aber den qualmenden Füßen tut‘s gut!

Am Grind des kleinen Teiches sind mehr oder weniger große Steine und Kiesel, teilweise ganz schön spitz… und so taper ich mehr oder weniger unbeholfen durch das kalte Wasser in Richtung Wasserfall.

André nimmt den trockenen Weg über große glitschige Steine.

Es ist einfach magisch und wunderschön!

Nach etwa einer Dreiviertelstunde drängelt unser Guide zum Aufbruch. Besonders große Lust habe ich nicht, den ganzen Weg jetzt wieder zurück zu kraxeln… Aber muss ja.

Auf dem Rückweg bin ich doppelt froh, dass sich die Leute hier die Mühe gemacht haben, überall Seile zu spannen. Ohne die Dinger hätte ich ewig gebraucht, um da wieder hoch zu kommen. Bei den glitschigen Steinen, die hier stufenartig den Weg bilden rutsche ich ständig ab und hänge dann wie so ein nasser Lappen im Seil 🙈. Es ist mühsam und schwül, das T-Shirt klebt an mir und ich verfluche erneut meine glorreiche Entscheidung kein Top angezogen zu haben.

Der Weg zurück ist richtig erholsam. Es sind ein paar Wollten am Himmel und die Sonne knallt nicht mehr so unerbittlich auf uns hinab.

Dennoch habe ich mir bei unserem Ausflug einen schönen Sonnenbrand eingefangen.., Misst, dabei hatten wir uns echt gut eingecremt… dachte ich 🙈. Aber hier auf knapp 2000 Metern ist man der Sonne halt ganz schön nah…

Den Rest des Tages verbringen wir auf der Kaffeefarm und lassen uns von Imelda verwöhnen,

… in ihrem wunderschönen Garten, mit der fantastischen Aussicht auf die umliegenden Berge. Um uns herum zwitschern die Vögel, Kolibris flattern brummend an ihre Futterstellen. Die Katzen streunen herum.

Es gibt fantastisches Essen. Imelda kocht super abwechslungsreich und mit viel Gemüse. Als es dunkel wird sitzen wir bei Rotwein zusammen und genießen den lauen Sommerabend.

Morgen geht’s schon weiter. Leider… hier hätte man auch länger bleiben können! Ein toller Ort mit tollen Menschen.

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