San Agustín – Parque Arqueológico und mehr

Wir erreichen San Augustin am frühen Nachmittag bei herrlichem Wetter. Den Regen haben wir anscheinend in den Bergen gelassen. Gut so! Hier werden wir zwei Nächte bleiben. San Augustin ist UNESCO Weltkulturerbe… zumindest die Ausgrabungsstädte, die sie hier nur einen Katzensprung vor der Stadt gefunden haben. Die werden wir uns morgen anschauen.

Unsere Unterkunft Cabañas Amalú ist ein bisschen außerhalb. Wir haben eine kleine Cabana bezogen, direkt an den Hang gebaut mit einer irren Aussicht auf das Tal des Rio Sombrillos. Dagoberto, der Besitzer und seine Familie erwarten uns schon, samt Babyhund, der vor Freude in den Vorderreifen unseres Motorrades beißt. Na, da kann er lange beißen mit seinen Babyzähnchen…

Superschön, mit einem kleinen Balkon, auf dem sich ein Jacuzzi befindet. Herrlich! Da werden wir heute Abend erstmal reinhüpfen!

Aber vorher haben wir Hunger. Da wir heute echt keine Lust mehr haben, mit dem Motorrad zu fahren (außerdem wollen wir auch ein Bierchen trinken) und es bis zum Ort schon ein Stückchen ist, nehmen wir ein Taxi. Auch hier gilt, tagsüber sicher, wenn’s dunkel ist nicht zu Fuß herumlaufen.

Wir lassen uns auf Empfehlung von Dagoberto zum Restaurante El Fogón bringen. Dort sollen wir die Spezialität der Stadt probieren: Asado Huilense, ein Gericht, das mich stark an Bandeja Paisa erinnert. Das Asado Huilense besteht zum größten Teil aus mariniertem Schweinefleisch, das langsam in einem Lehmofen oder Gasofen gebacken wird. Es ist ein traditionelles Gericht aus der kolumbianischen Region Huila. Hier wird es mit Arepa, Kartoffel, irgendeinem wabbeligen sehr süßen Ding, was wir nicht identifizieren können und der obligatorischen Kochbanane gereicht, wobei diese zu so ner Art Chips plattgehauen und gebacken ist. Das Fleisch ist lecker, aber für mich viel zu viel. Der Rest ist gewöhnungsbedürftig, die Kartoffel lecker. Das beste am Essen ist der kleine Beilagensalat aus Möhren und Weißkohl, von dem wir gleich noch etwas nachbestellen (was die Kellnerin erst gar nicht verstanden hat … wir wollten halt davon eine große Portion, gab es nicht… wie gesagt: in Kolumbien gibt es Salat nur im homöopathischen Dosen 🙈)

Nach dem Essen schlendern wir noch ein bisschen durch den Ort und stoßen dabei auf die wirklich richtig schöne Kirche am Hauptplatz.

Das ist wirklich mal ein echtes Juwel von einer Kirche. Wir haben ja hier in Lateinamerika schon viele wunderschöne Kirchen gesehen, aber diese ist einfach der Hammer!

Hier hat jemand unheimlich detailverliebt gebaut und dekoriert. Egal, wo wir hinschauen. Es ist alles einfach nur schön. Die Auswahl der Materiellen, das Holz, die Schnitzereien, es wurde zwar auch recht viel Gold benutzt, aber irgendwie mit Stil.

Die Kirche scheint auch noch nicht so sehr alt zu sein, zumindest die Fenster (die auch ausgesprochen geschmackvoll gestaltet sind), denn eines der Fenster ziert der jüngst verstorbene Papst Franziskus.

Wir können uns an dieser Kirche gar nicht satt sehen und entdecken immer wieder neue tolle Details.

Wo zum Beispiel gibt es ein Taufbecken mit fließendem Wasser!?

… die Kirche wird scheinbar auch rege als Kulisse für irgendwelche Fotos benutzt… was auch immer das für ein Anlass ist, zu dem man so ein Kleid trägt 🤔.

Wieder zurück am Hotel werden wir erstmal enttäuscht… aus unserem Mondschein-Bad im Jacuzzi wird’s wohl nix, die Wasserleitung ist undicht und es gibt kein warmes Wasser. Na toll! In kaltem Wasser wollen wir bestimmt nicht baden.

Dagoberto rödelt wie ein irrer herum und versucht das Problem zu beheben. Es ist ihm sichtlich unangenehm. Inzwischen ist es dunkel geworden und hat auch noch angefangen zu regnen und er und ein Kumpel beackern die Wasserleitung. Wir haben uns derweil aufs Bett verzogen und gucken nen Film.

Irgendwann klopft es und Dagoberto verkündet stolz, dass die Leitung repariert ist. Wir probieren ob heißes Wasser kommt. Jap 👍🏻! Dann können wir ja doch noch baden.

Aber denkste, als der Film fast zu Ende ist und wir das Wasser anstellen, um die Wanne zu füllen, kommt es wieder nur kalt raus. Statt warmem Wasser hört man wieder ein verdächtiges Rauschen. Na, da hat das Flickwerk wohl nicht lange gehalten…

Also doch keine Wanne sondern direkt ins Bett. Dagoberto wollen wir jetzt auch nicht nochmal behelligen, ist schon spät. Vielleicht bekommt er es ja morgen hin.

Nach einer ziemlich verknautschten Nacht… schläft sich nicht so gut, wenn nebenbei ständig Wasser rauscht und plätschert kann der heutige Tag nur besser werden.

Erstes Highlight; Wir bekommen hohen Besuch auf unserem kleinen Balkon. Einige Rabengeier haben sich direkt in der Baumkrone neben unserem Balkon niedergelassen und beschlossen, dort zu rasten. Rabengeier gibt es hier viele. Sie drehen meistens über Müllplätzen ihre Runden, da sie sich von Aas ernähren. Sie so nah zu sehen hatten wir aber bisher noch nie die Chance.

Nach dem Frühstück geht’s zum Parque arqueológico. Steine gucken. Über Dagoberto haben wir einen Guide gebucht, der schon am Parkeingang auf uns wartet: Umberto.

Der Archäologische Park ist eine der bedeutendsten archäologischen Stätten in Südamerika und gehört seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er ist bekannt für seine geheimnisvollen, monumentalen Steinskulpturen, die von der sogenannten San-Agustín-Kultur erschaffen wurden.

Im Archäologischen Museum im Park sind verschiedene Fundstücke wie Keramiken, Steinwerkzeuge und Schmuck ausgestellt, die Einblicke in die Kultur und Gesellschaft der damaligen Bewohner geben.

Für uns ist es aber spannender durch den Park zu laufen und Umbertos Ausführungen zu lauschen.

Ohne einen Guide, der uns ein bisschen was über die vielen Steinskulpturen erzählt macht für uns der Besuch des Parkes keinen Sinn, denn wir haben keine große Lust uns all die vielen Schilder durchzulesen und doch nur die Hälfte zu verstehen.

Der Bosque de Estatuas (Wald der Statuen) ist ein Bereich, in dem sie zahlreiche Statuen aufgestellt haben, deren ursprünglicher Fundort nicht mehr genau bekannt ist. Teilweise haben die Leute die riesenhaften Steinfiguren beim buddeln in der Erde gefunden, z.B. wenn sie ihren Acker bestellt haben.

Es gibt über 500 bekannte monolithische Stein- und Felsskulpturen, von denen viele im Park selbst zu finden sind. Die bis zu sieben Meter hohen Statuen stellen Götter, mythische Tiere (wie Pumas, Jaguare und Adler), aber auch Menschen und Dämonen dar. Sie wurden vermutlich zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert n. Chr. zu religiösen Zwecken geschaffen und dienten oft als Wächter von Grabanlagen bedeutender Persönlichkeiten.

Dies ist ein alter Weg aus Steinplatten, so wie er damals verlegt wurde. Angeblich haben die Inkas solche Wege über Kilometer angelegt.

Über die Menschen, die diese Kunstwerke schufen, ist wenig bekannt, da sie vor Ankunft der spanischen Eroberer verschwanden. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass sie eine hochentwickelte Kultur mit komplexen religiösen Vorstellungen waren.

Diese Figur z.B. zeigt symbolisch die Geburt eines Kindes. Oben der Medicus, der das Kind kopfüber aus dem Bauch der Mutter zieht. Interessantes Detail: Die Mutter ist mit aufgeschnittenem Bauch dargestellt… ist das ein Hinweis, dass sie schon damals eine Art Kaiserschnitte durchgeführt haben? Weit vor den dokumentierten ersten Kaiserschnitten?

Auf den Mesitas A, B, C und D findet man künstlich angelegte Plateaus, auf denen viele der Statuen und Gräber gefunden wurden. Hier wurden die Fundstellen nachträglicher so aufgebaut, wie sie damals entdeckt wurden.

So wie Umberto uns durch den Park führt ist es sehr lustig und unterhaltsam. Er hat seine Flöte dabei und spielt von Zeit zu Zeit darauf. Teilweise kommen wir uns vor wie beim Rattenfänger von Hameln, wie wir so durch den Wald laufen und er auf der Flöte trällert. Das hat auch nicht jeder 🤣.

Auch interessant: Diese Palma ist eigentlich gar keine richtige Palme sondern ein Farn in Palmenform. Eine Pflanze, die aus der Uhrzeit überlebt hat, so wie bei uns der Farn.

Irgendwann erreichen wir die Fuente de Lavapatas: Ein zeremonieller Brunnen, der in den Fels gehauen wurde und ein komplexes System aus Teichen und Kanälen mit in Relief gearbeiteten Figuren (Schlangen, Eidechsen, Frösche) darstellt.

Wenn man von der Btücke aus darauf schaut, kann man in dem ganzen Gebilde mit viel Fantasie sogar einen Totenschädel erkennen…

Hier machen wir eine kleine Kaffeepause, bevor es den Berg hinaufgeht zu einer weiteren Fundstelle.

Auf dem Weg hinauf kommen wir an einigen kleinen Behausungen vorbei. Die Leute, die hier leben bieten auch gleichzeitig ein bisschen Kunsthandwerk und essen an. Als es plötzlich anfängt zu regnen, suchen wir bei einem Freund von Umberto Unterschlupf. Der stellt kleine und große Flöten aus Ton her, Okarinas.

Die beiden stimmen ein spontanes Flötenkonzert an. So kann man auch die Zeit verbringen, bis es aufhört zu regnen…

Danach kraxeln wir weiter den Berg hinauf…

… und anschließend wieder hinunter.

Ganze vier Stunden dauert die Tour und uns schwirrt am Ende ganz schön der Kopf vor lauter Steinen. Außerdem hängt uns der Magen in den Kniekehlen. Es macht sich langsam bemerkbar, dass wir außer dem Frühstück heute morgen noch nichts gegessen haben.

Umberto empfiehlt uns ein Restaurant, dass auf dem Rückweg liegt und das war eine richtig gute Empfehlung. Das Gericht, was ich mir bestellt habe entpuppt sich als eine Art Championschnitzel. André hat Fisch bestellt und bekommt ein Monster von einem Fisch serviert. Ich feiere mal wieder den Salat und den super leckeren Smoothie…

Als wir danach zu unserer Cabana zurück kommen, können wir es kaum fassen, aber wir haben tatsächlich warmes Wasser! Dagoberto hat alles mögliche unternommen und irgendwie hinbekommen. Perfekt, dann können wir heute Abend schön draußen auf dem Balkon sitzen und baden. Feine Sache! 🛁

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