15. August 2018.
Die legendäre Goldgräberstadt Dawson City – Hier erwarten uns Sourtoe und Gerties Gambling Hall.
Wir erreichen Dawson City gegen 19:30 – eigentlich ist es erst 18:30, aber hier sind wir schon in einer anderen Zeitzone – eine Stunde weiter… Unser Airbnb liegt sehr zentral im alten Zentrum der Goldgräberstadt: ein blaues Holzhaus, auf Ständern gebaut, im hinteren Teil unser Zimmer mit Bad und Miniterrasse mit Ausblick auf die Stadt und im Hintergrund die Berge.
Die Eigentümerin, Lorane, empfängt uns sehr herzlich und mit einem Schwall von Vorschlägen, wann wir wo welche Show anschauen, Livemusik hören und Essen und Trinken sollen bzw. können… Huh – so viele Informationen auf einmal, hoffentlich kann man sich die überhaupt merken?.
Wir beziehen erstmal das Zimmer und machen uns dann aber auch gleich auf den Weg. Schließlich wollen wir noch etwas zu beißen bekommen und die Jungs aus Quebec meinten, dass hier die Bürgersteige schon früh hochgeklappt werden…
und André will ja auch noch Mitglied im Sourtoe – Club werden… aber dazu komme ich erst später…
Dawson City hat tatsächlich noch viel von einer alten Goldgräberstadt …
Die Straßen sind nicht geteert, man fährt oder läuft auf Erde, Sand oder Matsch – je nach Wetterlage. Bei uns ist es zum Glück eher eine Art Sand, die Sonne hat schon einiges weggetrocknet. Anstelle von Gehsteigen geht man an einigen Stellen über Holzbohlen.
Es ist schon etwas seltsam: Einerseits scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, so alt und teilweise verlottert die Gebäude sind. Es würde einen überhaupt nicht wundern, wenn eine Kutsche und Reiter auf Pferden um die Ecke kommen würden – und dann stehen da in dieser Filmkulisse völlig deplatziert haufenweise Autos herum…
Unsere erste Adresse ist das Restaurant „the drunken goat“ – ein Grieche, der hervorragende Steaks machen soll. Da wir heute nur gefrühstückt haben hängt unser Magen stark genug durch, dass dies recht verlockend klingt. Im Restaurant selbst ist es ganz schön voll, also gehen wir in die Bar nebenan, hier sitzt man sehr gemütlich, die Musik ist super und man kann hier ebenso essen. Wir bestellen das angepriesene Steak und sind positiv überrascht… richtig lecker, genau auf den Punkt und richtig guter griechischer Salat, Reis und Kartoffeln dabei. Absolut empfehlenswert ??. Dazu gibt es Pilsener (andere Biersorten kann man hier in Kanada und den USA einfach nicht trinken – die schmecken gruselig) und sie haben sogar eins vom Fass!
André ist im „drunken goat “ in guter Gesellschaft ?…
Nach dem „drunken goat“ ist der Sourtoe angesagt.
Wir machen uns auf dem Weg zum Downtown Hotel, hier soll es diesen berühmten Zeh geben…
Als wir das Foyer des Hotels betreten trifft uns der Schlag: Was ist denn hier los? Eine ewig lange Schlange Menschen windet sich an der Theke vorbei bis hinten in den hinteren Teil des Barbereiches. Dort stehen Menschentrauben um einen Tisch herum an dem ein alter Mann mit Kapitänsmütze und Rauschebart sitzt und einem weiteren Mann etwas erzählt, dabei hält er ein schrumpeliges Ding in der Hand und fuchtelt damit vor dem Gesicht des Mannes herum. Es wird gejohlt und gemurmelt. Na das kann ja ein längerer Abend werden… Nach Befragung der Leute am Schlangenende ist klar: Zum „Sourtoe“ gehts es hier entlang – Whiskey kaufen, in der Schlange anstellen und warten… Denn da hinten am Ende der Schlange wird der „Sourtoe“ serviert.
Das Hotel serviert dieses absolut ekelige Getränk schon seit Jahrzehnten –
ein Whisky in dem ein menschlichen Zeh herum schwimmt …
Angeblich stammte der erste Zeh von einem Goldgräber aus den Zwanzigerjahren. Der soll sich seinen abgefrorenen Zeh selbst abgehackt und dann in Alkohol eingelegt haben. Vor ca. 40 Jahren soll dann ein ehemaliger Barkeeper das Einmachglas gefunden haben, in dem der konservierte Zeh herum schwamm und schon war nach einer durchzechten Nacht diese lukrative Geschäftsidee geboren: Man verkauft einen Whiskey für 7$, nimmt pro Mutigen noch einmal 5$ Toegebühr, setzt einen alten runzeligen Mann mit Kapitänsmütze in die Bar, der das ganze moderiert und die Leute rennen dir die Bude ein wie noch nie!
Ziel: Wer den Sourtoe mit seinen Lippen berührt, bekommt ein Zertifikat.
Nun, genau davon hatte André gelesen und wollte natürlich auch in den „Sourtoe -Club“ aufgenommen werden – aber dass da nun so ein Andrang herrscht !? Egal – Whiskey kaufen, in der Schlange anstehen, den anderen Leuten beim Trinken zu schauen und auf dem Weg noch zwei Bier trinken – echt ne geile Geschäftsidee…???
.. und dann ist André auch endlich an der Reihe: hinsetzten, Papierkram erledigen (Toegebühr abtreten und den Namen aufschreiben für die spätere Urkunde), dann wird der Zeh gezeigt, auf Salz gelegt, noch mal gezeigt, André vor der Nase herum gewedelt, der Captain erzählt und schaut ganz ernst, dann plumpst der Zeh in Andrés Glas, es wird geschwenkt und dann weg damit… also mit dem Whisky (wer den Zeh herunterschluckt muss 2500$ Strafe zahlen – bislang waren es nur 500$, aber seit 2013 ein Gast mit Absicht den Zeh geschluckt hatte um damit zu prahlen wurde die Strafe erhöht…) – allerdings muss der Zeh beim Schlucken des Whiskys die Lippen des Trinkenden berühren (bähh wie ekelig) sonst gibt es keine Urkunde.
André hat die Urkunde…??
Dann gab es im Downtown Hotel noch sowas auf der Damentoilette: Den Hinweis auf dieses spezielle Getränk…
… sehr coole Idee!
Durch die Warterei im Downtown Hotel ist es schon einigermaßen spät geworden: 23:30 zeigt die Uhr – ab nach Hause? Schließlich werden hier ja so früh die Bürgersteige hochgeklappt…
Aber bei der Diamond Tooth Gerties Gambling Hall stehen sie noch draußen vor der Tür an
– da scheint noch etwas los zu sein: Um 24:00 Uhr git es noch eine Show! Na, dann mal rein und wir schaun mal, wie das so ist in der Provinz… Drinnen typische Casino – Atmospäre allerdings auf alt gemacht – ganz im Goldgräberstyle…
Wir suchen uns einen Platz oben auf der Empore: Unten im Saal wird gezockt, getrunken und gelacht. Es sitzen massenweise Leute, mit denen wir vorher schon in der line vorm sourtoe gestanden haben, direkt vor der Bühne: Die sind inzwischen gut angeschickert und laut… das müssen wir und jetzt nicht geben… da gucken wir dem Treiben lieber von oben zu ? und trinken Cocktails und Captain Morgan mit Cola…
Die Show ist überraschend gut, eine halbstündige Reise quer durch die Pop- und Rockmusik , vom Elvissong bis zu „Take on me“ von Aha… aber warum schlackert der Sänger sogar bei Aerosmith mit den Beinen? Einmal Elvis immer Elvis was? ?
Präsentiert wird alles von einer Sängerin und dem besagten Sänger mit Elvistolle. Zwischendurch und während der Songs treten vier Tänzerinnen auf, die Kostüme sind teilweise nicht ganz so mein Fall (manchmal etwas omahafte Beinausschnitte a la 50ger), aber sie tanzen gut und die Choreografien sind sehr abwechslungsreich. Begleitet werden sie von zwei Musikern am Schlagzeug und Klavier. Besonders gut hat uns ein Tanz zu Aerosmith‘ „Dream On“ gefallen, bei dem die Mädels mit Bändern an der Decke festgebunden waren… sehr cool ?
Ein Gedanke zu „Sourtoe, Captain Morgan und Gerties Gambling Hall – abends in Dawson City“
30.07.2019 – Nettes Örtchen dieses Dawson City. Die Airbnb sehen akzeptabel aus – Hauptsache sauber. Andre, willkommen im „Sourtoe Club“ – die Urkunde hängt sicherlich bei dir im Büro!