Stippvisite bei Donkey Sunrise

Heute geht’s weiter nach La Union und zu Donkey Sunrise. Donkey Sunrise, das ist hier eine Institution unter Motorradreisenden. Die Anlaufstelle und magischer Motorradfahrer-Treffpunkt in Kolumbien.

Die kleine Stadt La Union ist von Filandia nur einen Katzensprung entfernt. Knappe zwei Stunden sagt das Navi. Da können wir es ganz entspannt angehen lassen, einzig die eine dicke Regenwolke kurz hinter Filandia treibt uns ein bisschen an. Also schnell tanken und der Regenwolke wegfahren…

Wir kommen durch Quimbaya. Ein kleines Nest, das aber irgendwie seinen Charm hat. Vor einer kleinen Panaderia stellen wir unsere BMW ab und trinken einen Kaffee. Sitzen, Kaffee schlürfen, Leute beobachten… was gibt’s besseres.

Gemüse- und Obstman fährt mit seinem Karren von Laden zu Laden und verkauft seine Waren, im Schuhladen gegenüber sind gerade Badelatschen im Angebot und der Typ am Nachbartisch hat gerade herrlich duftende kleine Stangen serviert bekommen… die müssen wir auch probieren…

… so diese Dinger kommen mit auf die Liste besonders leckere Kleinigkeiten für den Hunger zwischendurch. Die heißen Pandebono und schmecken echt gut. Irgendwie so ne Mischung aus süßem Brötchen und herzhaftem Gebäck, u.a. aus Yuccamehl und Käse gebacken und innen ein bisschen gatschig. Lecker 😋.

Nach unserer kleinen Kaffeepause geht’s weiter Richtung La Union. Mit der Zeit kommen wir in flachere Gegend und es wird deutlich wärmer. Es ist nicht mehr weit.

Wir fahren an riesigen Feldern vorbei, über eine Brücke und dann sind wir schon da.

Vor uns ein fettes Tor mit Donkey Sunrise drauf.

Sieht irgendwie verrammelt aus. Keiner da oder was? Ich steig ab und schau nach… ah, Tor ist auf, einfach aufziehen… alles klar.

Wir bugsieren unser Beast hinein und parken. Irgendwoher kommt Isa angelaufen und begrüßt uns. Sie ist die gute Seele des Hauses. Aus der Küche schaut ein Kopf, ruft Hallo und verschwindet wieder. Hinten aus dem Garten erscheint mit einem breiten Grinsen Tim, die andere gute Seele des Hauses, oder soll man besser sagen der Entertainer. Tim und Isa, das ist der Kopf von Donkey Sunrise, Tim aus den Niederlanden und seine Frau Isa aus Venezuela.

Wir setzen uns erstmal unter das große Dach, Gemeinschaftsfläche für alle mit Tischen und großen Sitzkissen zum chillen.

Tim ist völlig begeistert von Andrés T-Shirt und kommt da gar nicht drauf klar, dass es in Deutschland eine Motorradgemeinschaft gibt, die sich Bananas nennt.

Zum Verständnis: Das Motto, das bei den Donkeys jedes T-Shirt ziert heißt Let’s Go Bananas…, der Schriftzug auf Andrés T-Shirt ist von der M.G. Bananas aus Kevelaer in Deutschland, ein bunter Haufen Motorradbegeisteter, der einmal im Jahr zu Pfingsten eine Rallye macht und dann mit 80 bis 100 Leuten irgendwo zwischen Eifel und Sauerland in der Prärie zeltet.

Ron kommt dazu, findet das T-Shirt auch fein. Er ist seit einem guten Jahr bei Donkey Island und gehört somit zum Inventar. Ursprünglich ist er aus den USA, hat früher sehr lange u.a. bei BMW gearbeitet und ist beim Reisen irgendwie bei Donkey Sunrise hängen geblieben. Eine weitere gute Seele. Er kümmert sich um alles technische.

Hier ist alles auf Motorradfahrer ausgerichtet… Was für eine supercoole Idee! Extra Wandhaken für Helme… das müssen wir uns für zuhause merken…

Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, geht’s wieder zurück unter das große Dach, Bierchen trinken, quatschen. Das ist das wofür Donkey Sunrise steht. Mit Gleichgesinnten zusammenkommen, über Motorräder reden oder Reisen, Informationen austauschen…

Im Moment ist’s hier sehr ruhig, keine Kurzzeitreisende da. Die letzten sind vor ein paar Tagen weiter gefahren. Ein bisschen schade, aber nur kurz, denn Tim füllt die Lücke fehlender anderer Gäste super aus und quatscht für 2. So sitzen wir erstmal in kleiner Runde, es wird gefachsimpelt und erzählt. Ron hat ein paar gute Tipps für die BMW. Tim überzeugt uns, doch über Cali zu fahren und dort unbedingt Salsa zu tanzen…

Irgendwann kommt Marlene dazu. Marlene kommt aus Frankreich, ist gerade zwischen zwei Jobs und reist jetzt erstmal herum. Sie ist seit einer Woche hier und wird wohl erstmal länger bleiben. Verstehen kann ich’s, die Atmosphäre passt. Man fühlt sich gleich wie unter Freunden.

Fast nahtlos geht’s vom Bierchen zum Abendessen über.

Dafür geht’s in den Ort zum lokalen Hamburger-Dealer. Hier sitzen wir mit Ron und Tim an der Flaniermeile von La Union. Das Flanieren sieht hier allerdings so aus, dass alles, was irgendwie Räder hat hier entlangfährt. Sehen und gesehen werden… Besonders beliebt bei der Jugend: Wheelies in allen Variationen.

Während wir also unseren wirklich sensationell guten Burger essen gibt’s nebenher noch ein bisschen Showprogramm der einheimischen Jugend.

Am nächsten Morgen geht’s früh raus, Morning Run auf irgendeiner Mountainbikestrecke ganz in der Nähe.

Tim hatte gestern gefragt, ob wir da mitkommen wollen, er uns Isa würden das ausprobieren wollen, ist vielleicht eine neue Aktivität die Zukunft. Klar machen wir da mit… nur den Berg hochrennen werde ich bestimmt nicht! Das wäre kein Rennen sondern gehen … ist ja schließlich Kolumbien… na schön…

Als jetzt der Wecker um 5 klingelt bereue ich doch ein wenig, dass wir gestern völlig selbstverständlich zugesagt haben und als uns dann um 10 vor 6 Marlene in kompletter Laufmontur entgegen kommt, krieg ich echt Bedenken, ob das die richtige Veranstaltung ist… vielleicht doch wieder zurück ins kuschelige Bett? Marlene hat definitiv vor zu rennen und sie ist superfit

Naja, mitgefangen mitgehangen…. Da müssen wir jetzt durch!

Es geht rauf auf den Berg zum Startpunkt. Da ist schon einiges los. Aus riesigen Boxen dröhnt laute Musik.

An jeder Ecke stehen irgendwelche Leute in Grüppchen zusammen, hopsen, dehnen… und sind größtenteils super aufgebrezelt, als würden sie nen Marathon laufen. Na toll! Von wegen Kolumbien und nur gehen 🤪.

War dann aber tatsächlich eher gehen – zumindest bei den meisten… und ein super Spaß!

Das erste Stück den Berg steil hoch bis zum Kreuz war ne ziemliche Keulerei, aber danach ging’s locker weg. Immer den Berg entlang, rauf, runter… teilweise etwas abenteuerlich durch Gestrüpp oder den Hang runter. Ist halt eigentlich ne Mountainbikestrecke.

Besonders bergab war eine Herausforderung, Bloß nicht auf dem Hosenboden landen und den ausgenudelten Abgang runterzurutschen…

An einigen Stellen kam ich mir echt vor wie im Skiurlaub ohne Schnee: Schwarze Buckelpiste… alle stehen mehr oder weniger verloren im Hang um nach einer Möglichkeit zu suchen, wie man aus der Nummer wieder herauskommt.

Nach etwa 50 Minuten haben wir die 3 Kilometer geschafft. Marlene ist schon seit gut 25 Minuten da. Klar! Bilanz laut Wanderapp: 10779 Schritte und 1400 Höhenmeter?! Das mit den Höhenmetern können wir nicht so recht glauben, vielleicht spinnt die App… naja ging auf jeden Fall ganz schön hoch und runter.

Während andere Leute zu Runde 2 aufbrechen, trinken wir einen Kaffee, genießen die Aussicht und machen uns dann auf den Rückweg,

Duschen, Ron einsammeln und Frühstücken im Ort. Marlene läuft nach Hause… sie braucht noch ein bisschen Training. Als wir alle Mann frisch geduscht zum Frühstück aufbrechen, kommt sie total happy an…

… und dann heißt es leider auch schon wieder Abschied nehmen von einem tollen Ort mit tollen Menschen!

Die Straße von La Union nach Cali war mal wieder eine einzige Schlagloch-Orgie 🙄.

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