Trapperfeeling am Little Salmon Lake

31. Juli

Ich werde früh wach weil mir kalt ist. Gestern Abend noch war es so warm im kleinen Amselhaus am Little Salmon Lake, dass wir fast Probleme hatten einzuschlafen. Das Bett befindet sich oben auf einem Zwischenboden, urgemütlich, aber natürlich sammelt sich dort die Wärme und wir hatten es gestern mit dem Ofen ja schön eingeheizt. Der kleine Ofen hat ganz schön Power, den Rest hat der Rotwein erledigt ?.

Ich kuschel mich nochmal schön unter die Decke. Zu früh zum Aufstehen… heute wird gechillt… Irgendwann muss ich aber mal aufs Klo. Ok – das ist draußen. Also Schuhe an und wie Rotkäppchen durch den Wald gestiefelt – Hauptsache es kommt kein Wolf ? um die Ecke ?. Draußen vor der Hütte rauscht es. Der Wind? Der benachbarte kleine Bach, von dem Marion und Phil das Wasser für die Hütte abgezweigt haben? Oder der See? Es hört sich fast an, wie die Brandung am Meer… wunderschön!

Lustig, auf dem Campingplatz ist das völlig normal, dass man aus dem Zelt krabbelt und zum Waschhaus geht, aber hier, wenn man in einer Hütte schläft, findet man das erstmal seltsam – und hier leben ganz viele Menschen das ganze Jahr über so… was ist man doch für ein Weichei! ? Im Gegensatz zu den einfachen Campingplatzklohäuschen der NP Campgrounds ist das Outhouse hier ein richtig nettes Örtchen… es gibt sogar einen Spiegel und ein Waschbecken mit angenehm duftender Seife.

Ich stapfte zurück und verkrieche mich nochmal unter die Bettdecke. Immer noch zu früh zum Aufstehen, ich drehe mich nochmal um…

Irgendwann werde ich vom Geklapper aus der Küche und Kaffeeduft geweckt.

Wie schön! André werkelt schon in der Küche herum. Während ich ein bisschen am Blog weiterschreibe, kümmert er sich um das Frühstück. Endlich mal ein vernünftiges Frühstück!

Mit richtigem Frühstücksei, Paprika und dem leckeren Goudakäse aus Dawson City!

Inzwischen blitzt draußen die Sonne durch die Wölkchen. Das wird ein richtig schöner Tag heute, genau das richtige Wetter zum Ausspannen am See. Bevor wir nachher mit dem Kanu loswollen müssen wir uns aber noch um Wasser kümmern…

Das Wasser, das hier aus der Leitung kommt wird direkt aus dem kleinen Bach in die Hütte geleitet. Sehr praktisch und komfortabel. Marion und Phil haben uns versichert, das man es trinken kann, dennoch wollen wir es noch ein bisschen pimpen ? – ist doch eine leicht braune Brühe, wenn man es ins Glas füllt. Logisch: Je nachdem wie stark es geregnet hat, kommt halt auch etwas Sand mit … und gestern hatte es stark geregnet ?.

Also filtern wir das Wasser!

Wieder so ne Weicheinummer. Das Auge trinkt ja schließlich mit ?! Und so wird es gemacht: Wasser abkochen, Filterkonstruktion bauen – wir haben noch einen Kaffeefilter gefunden? – und schön in Ruhe filtern.

Etwas mühselig, aber das Wasser kann sich danach sehen lassen ??! André ist schwer begeistert, das ist so richtiges Trapperfeeling: Holzofen befeuern, Wasser filtern am liebsten noch nen Fisch fangen…

Das lassen wir dann mal bleiben, statt dessen gehen wir Kanu fahren.

Es ist der absolute Traum, wir schippern mit dem Kanu an der Küste des Sees entlang… Das Wasser des Sees ist spiegelglatt, die Sonne scheint, im Hintergrund die Berge, keine Menschenseele zu sehen. Aber ganz schön tief der See… Es geht erst sanft rein und dann schwupps – ist es plötzlich ganz tief, fast wie im Meer! Ein bisschen gruselig…

Ein kleines Stückchen weiter sieht man dann doch die Anzeichen von Bewohnern ?.

Wir gelangen an den Strand und die Anlegestelle unseres Nachbarn. Hier wohnt Peter den Sommer über mit seinem Hund Boy. Er ist Deutscher, lebt aber schon seit einer halben Ewigkeit in Österreich und im Sommer eben hier. Marion hatte uns gesagt, dass wir ihn unbedingt besuchen sollen … und falls irgendwas ist: Peter hilft!

Wir paddeln an seinem Grundstück vorbei und halten Ausschau. Alles ist ruhig. Aber dann, als wir schon fast vorbei sind, sehen wir ihn auf seiner Veranda stehen und winken. Also Kehrtwende, zurück und am Strand angelegt. Jetzt muss man nur erstmal heile wieder aus dem Kahn rauskommen… beim reinklettern hatte ich schon meine Schwierigkeiten – dieses Gewackel ? das ist echt nicht meine Welt! Ich brauche festen Boden unter den Füßen?!

Schließlich bin ich an Land und wir kraxeln den Weg zu Peters Hütte hinauf. Der freut sich, mal wieder Deutsch zu hören und lädt uns gleich auf ein Bier ein! ?? läuft!

Peter hat es sich hier mit seinem Hund richtig schön gemacht. Ein kleines Paradies mitten in der Wildnis… und er hat wahnsinnig viel zu erzählen! Diverse Geschichten von Bären, Wölfen, Elchen und seinen zahmen Tieren, die er im Laufe der Jahre aufgepäppelt hat… im Moment hat er eine zahme Möwe – Jonathan, als hätte sie gehört, dass über sie gesprochen wird, kommt sie auch gleich angeflogen.

Wir verabreden uns zum Abendessen – Peter möchte für uns Pizza machen – und paddeln noch eine Runde weiter…

Danach wird geschwommen! Brrrr ist das Wasser kalt! Aber mit der Zeit kann man es aushalten, man darf nur nicht so weit rausschwimmen, je tiefer es wird, desto kälter wird es… auf jeden Fall fühlen wir uns danach herrlich erfrischt und sauber???!

Dann wir noch ein bisschen in der Sonne gebadet und anschließend versucht sich André nochmals im Drohnen zähmen ?…

? Auch dieses Mal wäre es beinahe schief gegangen! Zunächst war alles gut und die Drohne lässt sich von André schön nach oben steuern… aber dann kam wieder das schon bekannte Kompassfehler und das Ding machte sich selbstständig ? Sie war kurz davor, im See zu landen! So ein ?Ding…. ! Was hat sie bloß für ein Problem mit der Orientierung? Liegt es vielleicht daran, dass sie nicht aus Kanada kommt? Total bekloppt ? – wir sprechen von dem Ding, als hätte es ein Eigenleben … naja irgendwie ist es ja auch so – ein Roboter halt, der herumzickt.

Trotzdem gibt’s ein nettes Filmchen?:

Schließlich machen wir uns auf den Weg zu Peter und seiner berühmten Yukon Pizza. Das war vielleicht eine Pizza! Superlecker! Wo er bloß hier in der Pampa die vielen schönen Zutaten her hat? Auf jeden Fall hatten wir einen tollen Abend und sind pappsatt ins Bett gefallen…

2 Gedanken zu „Trapperfeeling am Little Salmon Lake

  1. 06.08.2019 – Dieser Campground am Salmon Lake, schöne Details (perfekte Holzhütte, Plumps-Klo mit einem Wurzelholzhalter für das Toilettenpapier, Wasserfilter, Kanu vor der Tür) wecken eine gewisse Sehnsucht nach
    „… komm und lass uns zusammen alleine sein-Gefühl“! Dieses Trapper-Feeling, bei aller Perfektion moderner Wanderwege in Deutschland, hat aktuell sicherlich etwas ganz Besonderes. Die fertige Pizza sieht lecker aus, Peter scheint ein uriger Hobbykoch, Natur- und Tierfreund zu sein. Genießt die Ruhe in der Wildnis am Yukon, ruck-zuck ist der Urlaub vorbei!

    1. …ehrlich gesagt, würde ich genau jetzt gerne wieder in die Hütte am Lake – wobei es bestimmt ziemlich kalt und sehr einsam wäre (noch einsamer ?)bei um die 0°

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