Unterwegs an der Küste Costa Ricas von Esterillos Oeste bis zur Golfito Bay mit einem Stopp im Manuel Antonio Nationalpark.
Zurück auf der Straße fällt mir wieder der eine gravierende Unterschied zwischen den Straßen Costa Ricas und denen der restlichen mittelamerikanischen Länder auf, durch die wir bisher gefahren sind: Müll!

In Costa Rica musst du den Müll suchen!
Während es eigentlich typisch Mittelamerika ist, dass die Straßenränder mal mehr mal weniger zugemüllt sind, ist es hier in Costa geradezu klinisch rein… fast schon unnormal sauber. Der Straßenrand ist hier wie geleckt, kein Schmutz, kein Müll, akkurat gemähter Rasen oder geschnittene Sträucher… geradezu unheimlich ordentlich, es kommt einem fast wie Fake vor…
Wie machen die das?

Was auffällt ist, dass sie hier überall am Straßenrand Behältnisse für Müll stehen haben und der Müll da auch tatsächlich brav hineingeworfen… und auch sehr regelmäßig abgeholt wird.

Unser Weg führt einmal wieder an riesigen Palmplantagen vorbei… das letzte Mal hatten wir so viele Palmplantagen in Guatemala gesehen. So richtig wohl fühlt man sich bei dem Anblick nicht. Hier wird Palmöl hergestellt… ob das so toll für die Umwelt ist, ist fraglich.
Nach etwa einer Stunde wird es sehr touristisch. Wir nähern uns unserem ersten Stopp… Rechts und links ist die Landschaft zugepflastert mit Hotels, Bars, Restaurants… alles auf Touristen eingerichtet, die den berühmten Nationalpark besuchen wollen. Souvenirshop reiht sich an Souvenirshop, der wunderschöne Strand am Ort total zugepflastert mit Sonnenschirmen… noch einmal machen wir drei Kreuze, dass wir bei unserer Unterkunftssuche nicht an so einem Ort gelandet sind…
Wir erreichen schließlich gegen 8:30 Uhr den Manuel Antonio Nationalpark.
Direkt vor dem Eingang gibt es ein paar private Parkplätze, ansonsten ist hier das Parken nicht gestattet, dementsprechend chaotisch geht es hier trotz der frühen Uhrzeit schon zu. Ich möchte gar nicht wissen, was hier abgeht, wenn es später am Tag ist und zu dem normalen Touriverkehr noch die Reisebusse eintreffen.
Uns erwartet schon der Betreiber des Chalo Parking. Vorher müssen wir uns schon fast gegen die dubiosen Parkwächter wehren, die einen auf irgendwelche Parkplätze locken wollen… wir wissen aber schon, wo wir parken wollen. Ich hatte den Leuten von Chalo im Vorfeld ne Mail geschrieben und gefragt, ob sie unser Moped und vorallem unser Gepäck sicher aufbewahren können.
Und so winkt uns jetzt der Typ vom Parkplatz extra zu einem kleinen Schattenplatz direkt hinter dem Gebäude. Dort können wir uns umziehen und unsere Klamotten sicher am Moped lassen. Perfekt! Wir hätten wenig Lust gehabtmit den Motorradklamotten durch den Park zu laufen, ebenso wenig wollten wir unsre Sachen nicht einfach unbeaufsichtigt lassen.
Trotzdem werden auch wir hier von irgendwelchen Pseudoguides zugelabert, welche der Meinung sind, wir müssten unbedingt einen Führer haben, ohne könnten wir keine Tiere sehen und auch nicht so tolle Fotos machen…
Das mag durchaus sein, denn die Guides sind alle mit fetten Teleskopen ausgestattet, durch die man dann die Tiere sehen und fotografieren kann…Da haben wir aber nun echt keine Lust drauf.
Wir erwarten eh nicht viel von diesem Park… dafür haben wir schon zu viel schlechtes gelesen. Der totale Touri nap… völlig überlaufen und die Tiere im Park hauen eher ab, bei den vielen Besuchern.

Deshalb sind wir so früh hier, bevor die Menschenmassen einfallen und man vor lauter Leuten keine Natur mehr sieht.
Manuel Antonio NP… Wir erwarten nicht das totale Wildlife Erlebnis, aber einen schönen Spaziergang durch den Dschungel auf einer überschaubaren Fläche.
Schließlich haben wir nicht so viel Zeit, da wir ja heute auch noch bis kurz vor die Grenze nach Panama fahren wollen. Da kommt uns der Nationalpark Quickie gerade recht…
Der Park ist trotz der frühen Stunde schon gut besucht. Viele kleinere und größere Gruppen scharen sich um einen der sogenannten Führer, schauen durch die Teleskope und fotografieren alle kurz und klein.



Ein bisschen abseits der größeren Menschengruppen wandern wir durch den Park.
Mit schön langsamen Schritt geht es durch den Park und wir lassen uns überraschen, ob wir auch mit dem bloßen Auge ein paar Tiere sehen werden. Durch ein Teleskop fotografieren … das brauchen wir nicht, dann kann ich genauso gut einen schönen Tierfilm anschauen…

Die Wege im Manual Antonio NP sind gut befestigt, gerade hier in den sehr morastigen Mangroven ist das auch gut so.
Wenn hier keine Wege hindurchführen würden, hätte man keine Chance, hindurch zu kommen zu dicht ist das Dickicht aus Bäumen und Palmen.




Der Boden rechts und links vom Weg ist rappelvoll mit Krabben.
In unterschiedlichen Farbschattierungen sitzen sie in kleinen Höhlen oder krabbeln über den Sumpf. Schön bunt sind sie, ganz anders als die Krabben, die wir am Strand gesehen hatten… und auch viel größer!
Plötzlich werden wir auf einen Pulk Leute aufmerksam, die den gesamten Weg versperren und wie blöde herumfotografieren.

Als wir näher kommen erhaschen wir einen Blick auf das Objekt der Begierde… ein Reh 🙈.
Ok, das ist für uns jetzt nicht so wahnsinnig besonders, die besuchen uns zuhause tatsächlich auch mal auf dem Feld neben unserem Garten, aber für die Amerikaner anscheinend schon, die fotografieren alles kurz und klein, fehlt nur, dass sie dem armen Tier noch hinterher klettern. Das Reh scheint sich aber an dem Tumult nicht wirklich zu stören und grast in völliger Seelenruhe an den jungen Trieben der Büsche.

Im Manuel Antonio NP ist alles sehr kompakt beieinander.
Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum der Park so beliebt ist. Auch für uns ist das schön, auf kleinem Raum durchlaufen wir ein Mangrovengebiet und danach Urwald. Kurze Zeit später stehen wir schließlich an einer traumhaften Sandbucht. Hier ist kaum Wellengang, ein idealer Badestrand.

Direkt am Strand versammelt sich wieder eine Menschentraube unter einem Baum.
Wieder stehen die „Guides“ mit ihren Riesenteleskopen herum. Wir schauen ohne Hilfsmittel in den Baum hinauf und sehen erstmal nix… Aber dann bewegt sich etwas und der braune unförmige Fleck dort oben nimmt langsam die Form eines Faultieres an. Es ist ein Muttertier mit Baby, welches da seelenruhig in den Ästen herumklettert. Die sind gar nicht mal so langsam… zum Glück, denn dadurch, dass es von Ast zu Ast klettert, können wir es gut sehen. Sobald das Tier jedoch in der Bewegung innehält kann man es so gut wie nicht mehr sehen. Es scheint mit seiner Umgebung geradezu zu verschmelzen. Die perfekte Tarnung.

Auf der anderen Seite ist noch ein weiterer Strand, wesentlich weniger besucht, aber auch deutlich rauher.
Die beiden Strände sind nur durch einen schmalen Streifen Urwald voneinander getrennt, an der schmalsten Stelle vielleicht gerade mal 50 Meter breit. Es handelt sich dabei um die Landenge Punta Catedral, entstanden durch die Ablagerung von Sand verbindet sie die kleine ehemals vorgelagerte Insel mit dem Festland.


Auf dieser ehemaligen Insel kann man einen schönen Rundweg laufen, der von einem Aussichtspunkt zum nächsten führt. Hierhin verirren sich wenige Menschen. Die meisten Touristen gegen maximal bis zum Strand und kehren dann wieder um.
Super für uns, hier können wir endlich mal ab vom Trubel durch den Wald streifen.
… und fantastische Ausblicke auf den rauhen Pazifik genießen!

Der kleine Ausflug aus den Punta Catedral hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Dort laufen uns ein paar vorwitzige Kapuzineraffen über den Weg…



… und ich entdecke einen Leguan 🦎.
Über dieses Exemplar wäre André fast drüber gelaufen. Regungslos saß er an der Aussichtsplattform und tat so, als wäre er ein Stein…


… bis André fast direkt neben ihm stand und ich schnallte, dass er das Tier noch gar nicht gesehen hatte. Nur mein entsetztes André rettete den Leguan vor dem Zusammenstoß mit Andrés Sandale 🙈. Dann ruckte er ein paarmal mit dem Kopf, um dann wieder zu erstarren. Irgendwann war es ihm dann aber doch zu bunt und er kroch langsam in das sichere Gebüsch am Rand.

Ein absolut faszinierendes Geschöpf, wie ein Gruß aus vergangenen Zeiten…

Das soll nicht der letzte sein…
Wenn man erst einmal genau schaut, findet man die Riesenechsen überall… versteckt unter Zweigen und Büschen verharren sie regungslos bis die Gefahr vorbei ist.



Von den Aussichtsplattformen hat man immer wieder einen völlig neuen und schönen Blick auf das Meer.

Sieht aus, als wäre es von Menschenhand bearbeitet.
Wie ein Überbleibsel aus vergangenen Kulturen liegt dieser Stein hier herum. Nach unseren Besuchen in Tikal und Teotihuacán vermuten wir sofort irgendeinstück eines alten Tempel zu sehen.
Dieser Stein ist jedoch durch Wasser, das über Jahrtausende entlangfloss so geformt. Die weicheren Steinschichten sind vom Wasser ausgewaschen, die härteren Schichten bleiben stehen.

Zurück von unseren kleinen Rundweg geht es über den Strand zurück zum Ausgang. Am Strand warten noch einmal einige Leguane auf uns…

Du kommst vom Klo und dann sitzt da dieses fette Gerät direkt auf dem Weg.
Man, hab ich mich erschrocken! Man rechnet damit halt echt nicht und da die sich so gar nicht bewegen, bekommt man es auch erst so spät mit, dass da einer den Weg versperrt.


… ein wunderschönes Exemplar. Ein bisschen kleiner, als das Monster vom Klo, aber toll gefärbt…

Nach etwa zwei Stunden Nationalpark kommen wir wieder beim Motorrad an und machen uns an die Weiterfahrt.

Vor uns liegt ein sehr schönes Stück Küstenstraße, es geht immer hübsch am Meer entlang. Nach etwas mehr als einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir zu einem schönen Aussichtspunkt. Zeit für eine kleine Mittagspause.
Von hier oben haben wir eine tolle Aussicht auf das Meer und die Küste. Alles ist mit Urwald bedeckt, der geht bis zur Küste ran, die teilweise felsig ist und dann immer wieder durch feine Sandstrände unterbrochen wird.




So richtig hungrig sind wir noch nicht, deshalb gibt’s erstmal nur ne geteilte Portion Chickenfingers und Fries und vor allem Kaffee!




Das Geld ist hier irgendwie witzig, wie so Spielgeld von Monopoly…

Weiter geht’s!


Bambus so weit das Auge reicht…

Es geht ein Stück landeinwärts…

Brücken sind hier immer speziell.
Zum Glück sind die Brücken, die wir fahren einigermaßen robust gebaut und nicht so Hokzdinger, auf die lose irgendwelche Bretter gelegt wurden. Dafür sind sie aber ausnahmslos einspurig und so muss man manchmal halt ein bisschen warten, bis man an der Reihe ist.


Kaffeepause irgendwo in den Bergen!
Ich hatte vorher nach einem Café gegoogelt und so haben wir diesen Stopp eingeplant. Das war auch gut so, ohne Google hätten wir dieses kleine Café nie gefunden. Mitten in einem nichtssagenden kleinen irgendwo in den Bergen an der Strecke.
Es gibt megaleckeren Kaffee und ebenfalls super leckeren Kuchen, allerdings hätte da definitiv ein Stück gereicht, der ist so dermaßen süß und mächtig, da schaffen wir ein Stück gerade zu zweit…
Es ist inzwischen brüllend heiß hier.

Wir haben echt wenig Lust, weiterzufahren.
An der Küste ging wenigstens immer noch ein bisschen Wind, hier steht die Luft und die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel… naja, besser als strömender Regen ists trotzdem 😉.

Wieder eine Brücke! Die ist mal vernünftig gebaut… schön zweispurig ohne Wartezeit…

Das Landschaftsbild ändert sich nun kaum, viel Wald, Palmen, Bambus, Palmplantagen… kaum Orte, die wir durchfahren…


Irgendwann erreichen wir Rio Claro, ein größerer Ort an der Strecke, den wir aber links liegen lassen. Von hier fahren wir ab auf den 14 Richtung Golfito.

Es geht für heute Nacht noch einmal zurück ans Meer, denn wir haben uns in einem kleinen Hotel an der Golfito Bay eingemietet.


Das Banana Bay Marina ist ein süßes kleines Hotel direkt am Hafen. Die Hälfe des Hotels, das Restaurant und einige Zimmer, steht auf Stelzen über dem Wasser. Wenn nicht gerade Ebbe ist, hörst du die Wellen an die Stelzen schlagen, das Knarren der Boote, die am Steg liegen und das Kreischen der Möwen… obwohl, beim genaueren Hinschauen stellen wir fest, dass die kreischenden Möwen in Wirklichkeit wieder unsere kreischenden Papageien sind… krass!

Die Besitzer sind supernett und schlagen völlig selbstverständlich vor, dass wir die BMW doch drinnen auf dem Holzdeck parken sollen. Hier hätten schon öfter Panamericanareisende ihr Mopeds geparkt.


Nun steht unser Beast also gut behütet neben den Karren der Bootsleute, wenn die ihre Boote beladen, und mit einer schönen Aussicht auf das kleine Restaurant, den Hafen und die See…

… und wir haben sie schön im Blick, als wir uns auf die Terrasse setzen, zum Sundowner und Abendessen.

Stilgerecht gibt es Fisch und Arroz con Cameron, wobei hier deutlich mehr Arroz im Gericht ist, als bei unserem Lieblingsrestaurant in Esterillos Oeste.



