23. Juli
Wir wollten heute früh los – 8 Uhr ist angepeilt…
Nach der Verabschiedung von Phil und den Hunden (Marion hat Nachtschicht) und der Packerei des Motorrades wird es doch eher kurz nach 9. Muss man sich auch erstmal wieder dran gewöhnen, an das Tetris spielen in den Seitenkoffern…
Wie habe ich letztes Jahr das ganze Zeug untergebracht? Und da war es ja noch mehr?!
Erster Anlauf ist der Walmart. Wir kaufen ein bisschen was zu essen: Nudeln, Tomatensoße, Kokosnussmilch, Wasser, Brot und Marmelade… (Misst frisches Obst haben die hier nicht – also müssen wir das noch woanders finden.) und – ganz wichtig: einen Satz Packtaschen! Die eine Tasche vom letzten Jahr ist nämlich tatsächlich nicht wieder aufgetaucht. Entweder findet Marion die irgendwann wieder oder (eher wahrscheinlich) wir, wenn wir es mal schaffen unsere Bude gründlich auf den Kopf zu stellen… Naja, jetzt haben wir nen Dreierpack für schlappe 35$ in verschiedenen Größen – noch mehr Gerümpel ?!
Wir machen uns auf den Weg stadtauswärts Richtung Fairbanks.
Am Straßenrand läuft etwas die Böschung hoch – sieht aus wie ein Wolf. Kann das denn sein? Naja auf jeden Fall ist das Tier wild und leider viel zu schnell für meine Kamera…
Nach ein paar Kilometern geht es rechts ab auf den Highway Richtung Dawson City. Jetzt geht es erstmal immer schön der Straße entlang… Gegend genießen – es gibt nur den einen Weg…
Das Wetter ist schön, ein bisschen kalt zwar und teilweise bewölkt – einmal fahren wir durch einen Regenschauer… aber nicht lang und dann klart es wieder auf: Wir wissen aus dem forecast, je weiter nördlich wir kommen, soll es sonniger und wärmer werden…
Am Himmel über uns sehen wir plötzlich zwei Weißkopfadler, die sich in der Luft hacken – Wow! Sowas hat man auch nicht alle Tage!
Nach etwa 1½ Std. machen wir unsere erste Pause –
es ist inzwischen kurz vor 12, der Magen meldet sich nach unserem Minifrühstück von heute morgen.
Hier in der Braeborn Lodge gibt es die berühmten Cinemon buns – riesige Zimtschnecken! Die kann unmöglich einer alleine essen ?! Aber die Leute tun es und kaufen die wie bekloppt… Uns ist eher nach etwas warmen: Es gibt Spiegelei mit Hashbrowns und Toast – zweites Frühstück halt?. Auch eine Riesenportion! Das Toast ist ja ein halbes Brot! Willkommen in Amerika ?!
Neben uns futtern zwei Motorradfahrer die buns. Sie sind auch auf dem Weg Richtung Tuk – man wird sich also des öfteren wiedersehen…
… wieder on the road…
Eigentlich kennen wir die Strecke ja schon, aber auf dem Hinweg im letzten Jahr kam sie mir deutlich langweiliger vor. Entweder liegt es an der Richtung, das es von süd nach nord interessanter aussieht oder an den Temperaturen: Im letzten Jahr sind wir hier bei um die 0 Grad regelrecht durchgedonnert.
Diesmal ist es deutlich wärmer. Inzwischen scheint die Sonne und in der Motorradkluft wird es langsam kuschelig. Wir genießen wir die Lanschaft: Weit und breit Wälder, Flüsse, mal eine Brücke und ganz wenig Autos… herrlich.
Bei Pelly Crossing machen wir unseren nächsten Stop: Tanken.
An der anderen Zapfsäule steht ein Fahrer mit ner KTM: Andrew… Er hat den Trip nach Tuk schon hinter sich. Wir fragen ihn, wie es war und wie die Straßenbedingungen so sind. Super war es, aber auch total krass und die Straße hat alles: je nach Wetter. An einigen Stellen hast du wenn es sehr trocken ist plötzlich riesige Sandbänke auf denen das Motorrad anfängt zu schlingern, oder wenn es nass wird die totale Matschepampe. ( Na die kennen wir ja schon vom letzten Jahr, das brauche ich eigentlich nicht wieder!) An einer Stelle war die Straße so seltsam matschig, dass sich der Dreck in die Zwischenräume der Enduroreifen gesetzt hatte und die Reifen so immer dicker wurden. Dem Typ blieb am Ende nichts anderes übrig, als die Matsche immer wieder nach ein paar Metern herauszukratzen! Gruselig – und genau die Reifen haben wir gestern draufgezogen ??!
Die Fahrt geht weiter.
Hinter Stewart Crossing biegen wir links ab Richtung Dawson, jetzt ist es eigentlich nicht mehr so weit, aber es sind trotzdem noch etwas 3 Stunden Fahrt. Die Landschaft wird etwas rauher, in der Ferne sieht man den Wald brennen – man kann es sogar richtig riechen! Das ist krass… ein großer Teil der Wolken am Himmel ist smog von den Bränden! Schrecklich, Marion sagte uns das gestern schon, dass dieses Jahr besonders viele Waldbrände sind! Hoffentlich brennt es nicht irgendwo auf unserer Stecke!
Kurz vor Dawson City geht es rechts ab auf den Dempster Highway!
Wir haben unsere Tagesetappe fast geschafft. Jetzt geht die Fahrt auf der legendären Straße weiter…
Bis zu unserem Campground sind es noch etwa 70 km gravel. Da können wir uns schon einmal langsam an das dirtroad -fahren gewöhnen.
Die Strecke ist sehr schön, es geht durch dichten Wald, im Hintergrund die Berge. Die Straße schlängelt sich durch die Landschaft…
Die BMW macht ihre Sache gut, man bemerkt kaum den Unterschied zum asphaltierten Belag. André schaut immer wieder vorne auf die Gabel… irgendwie scheint da doch etwas Flüssigkeit herauszudrücken… nicht viel, aber wir müssen das im Auge behalten! Komisch – die Leute in der Werkstatt haben doch die Fork Seals gestern gereinigt – wieso ist denen da nix aufgefallen?!
Nach etwa einer Stunde erreichen wir unseren Campingplatz.
Endlich! Er ist ganz schön voll, wir bekommen nur noch einen Platz in der walk in area. Jetzt heißt es erstmal auspacken und aufbauen…
Bevor wir richtig anfangen können gleich der erste Schock! Das Bärenspray ist irgendwie aufgegangen und hat den Inhalt des einen Seitenkoffers ruiniert! Hauptsächlich sind Andrés Klamotten betroffen! Shit! Die Hälfte der Klamotten stinkt nach dem Zeug und hat fürchterliche braune Flecken! Und das jetzt hier! Mitten in der Walachei! Das muss alles unbedingt gewaschen werden … meine Augen brennen nur von der Inspektion und man hat das Gefühl das Zeug ist überall – alles juckt, alles brennt und wir bekommen einen Niesanfall nach dem nächsten. Hinzu kommt, dass ich inzwischen zum Hauptnahrungsmittel der Mücken werde! Wo kommen die jetzt bitteschön her! Das Mückenspray, dass ich aus Deutschland mitgebracht habe scheint nicht wirklich zu helfen. ( Seltsam – ist auch ordentlich Deet drin und in Vietnam war das super…) Also muss das Amizeug her. Wo ist es? Oh nein, das scheinen wir tatsächlich bei Marion in der Hütte vergessen zu haben! Läuft! Ich bin begeistert – also, Klamotten waschen? Ne denkste – hier nicht! Hier gibt es ja nur Wasser aus einer Zapfstelle (ohne Waschbecken oder irgendwas) und das muss zum Trinken sogar abgekocht werden. Und wir haben beide inzwischen echt Brand – viel zu wenig getrunken und es ist ziemlich warm.
Also – ganz in Ruhe. Klamotten werden erstmal aufgehängt zum Lüften … wieder ein Niesanfall ??!
Dann schnell irgendwie das Zelt auf aufbauen und endlich Wasser abkochen…
Beim Abkochen lernen wir Brent kennen. Er ist mit einer Kawasaki unterwegs, will aber nicht weiterfahren sondern hier im Nationalpark wandern. Er behauptet, dass Bären das Spray sehr attraktiv finden, wenn es erstmal versprüht ist.
Na das wird ja immer besser, nicht nur das alles brennt, aussieht und stinkt wie hulle, jetzt wird man auch noch zum Bärenfutter!
Egal, wir kochen jetzt erstmal Wasser ab und nebenbei auch etwas zu Essen: Instantfood aus dem dm – schön aus Deutschland importiert… nur Wasser und Kokosnussmilch zufügen und fertig! Und erstaunlich lecker ? ! Der erste Lichtblick.
Nach dem Essen geht es schon besser. Wir unterhalten uns weiter mit Brent. Er ist total nett, lädt uns ein ihn zu besuchen, wenn wir auf Vancouver Island sind und er schon wieder zurück sein sollte. Er hat da ein großes Grundstück, genug Platz zum Zelten und auch für unser Motorrad, falls wir keinen Platz für das Winterquartier finden, könnten wie es auch bei ihm lassen – nur eine Hütte hat er nicht, da müsste man sich etwas einfallen lassen. Aber immerhin schon einmal eine Option für unser bike!
2 Gedanken zu „Von Whitehorse zum Tombstone Campground am Dempster Highway“
30.07.2019 – Oh-ha, das mit Bärenspray ist sicherlich blöd gelaufen! Auf kurze Distanz ist das Spray möglicherweise hilfreich!?! Ich habe gehörigen Respekt vor dieser unberechenbaren Spezies Tier und würde grundsätzlich einen ausreichenden Sicherheitsabstand bevorzugen!!!
… das Bärenspray ist immer noch der „running Gag “ – wir finden tatsächlich immer noch Sachen, die anscheinend noch nicht oft genug gewaschen wurden, da prompte Niesanfälle folgen, wenn man sich nähert ? echt fieses Zeug!